Bald schon an einem neuen Ort: KHM-Ausstellungsraum Glasmoog

Passable Passantenströme

Der Kunstraum Glasmoog zieht an den Heumarkt

Der an der Kunsthochschule für Medien (KHM) angesiedelte »Ausstellungsraum für Kunst und Diskurs«, Glasmoog, hat sich längst in der freien Kunstszene Kölns etabliert. Sein Alleinstellungsmerkmal ist, dass er einerseits institutionell gebunden ist, andererseits weit darüber hinaus agiert. So ist er weder Galerie noch Kunstverein, genauso wenig ein Off-Space im eigentlichen Sinn: Glasmoog ist der Ausstellungsraum der KHM — und ist es aber auch nicht ausschließlich.

Heike Ander, die künstlerische Leiterin, versteht Glasmoog als Seismograf, der einerseits die internen Schwingungen der KHM  aufgreifen kann, andererseits externe hinzuziehen vermag, wobei die örtliche Gebundenheit an die Hochschule oft die Wellenlänge bestimmt. Trotz alledem sei es wichtig, sich nicht ständig selbst zu reproduzieren, so Ander. Sie startete mit der Idee, pro Semester zwei externe Positionen, zwei Absolvent*innen und zwei Studierende auszustellen. Inzwischen hat sie sich von den Einzelausstellungen der Studierenden ­verabschiedet, ist ihr doch die ­Exklusivität der Auswahl mit der Zeit suspekt geworden. Sie setzt nun mehr auf thematische Gruppenausstellungen.

Ihr fällt es nicht leicht, ihre Highlights aus den letzten 15 Jahren zu benennen. Es wird aber deutlich, dass Ander besonders jene Ausstellungen am Herzen liegen, die das Prozesshafte herausstellen und/oder Medialitäten reflektieren; was wiederum mit der Ausrichtung der KHM sehr gut korrespondiert.

In dem Spannungsfeld, Teil ­einer Institution zu sein und sich im nächsten Moment von ihr unabhängig zu machen, liegt eigentlich die Stärke des Raums. Vielleicht aber auch die Schwäche? Ander betont: Am bisherigen Standort Filzengraben gibt es kein Laufpublikum, abgesehen von der Studierendenschaft — was wir auch während des Interviews feststellen, da die wenigen  hochschulfremden Passanten den Raum ­keines Blickes würdigen.

Der neue Raum ist ­doppelt so groß, hat gleich zwei Glasfronten, birgt architektonische Herausforderungen, aber auch neue Möglichkeiten

Da kommt der anstehende Umzug gelegen, denn Teile der KHM ziehen noch 2024 in das Gebäude der Handwerkskammer am Heumarkt — das Hochhaus an der Ecke zur Rheinuferstraße. Hier sind vor allen Dingen die Ströme der Köln-Tourist*innen deutlich präsenter. Eine Chance? Der neue Raum ist doppelt so groß, hat gleich zwei Glasfronten, birgt architektonische Herausforderungen, aber auch neue Möglichkeiten. Zwar kann er nicht mehr so spontan bespielt werden und ­entsprechend schrumpfen oder wachsen wie der alte. Dafür wird es möglich sein, parallel unterschiedliche Formate und Medien zu zeigen und auszuspielen. Lesungen und Performances können als Teil von Ausstellungen, oder davon unabhängig, stattfinden, so jedenfalls Anders Wunsch — was in den bisherigen Bedingungen nicht gleichzeitig umsetzbar ist. »Ich verstehe Ausstellung nicht nur als Ort, wo Arbeiten an der Wand hängen oder im Raum stehen, deswegen auch der Untertitel Raum für Kunst und Diskurs. Ob der Diskurs ein inhaltlich ­wissenschaftlicher oder ein performativer ist, ob es eine Lesung oder andere zeitbasierte Medien sind — das ist offen, und es zu ­Verschränken ist das Ziel.«

Diese Funktion könnte nach dem neuerlichen Wachstum der KHM, mit eben jenem weiteren Standort am Heumarkt, von größerer Bedeutung sein: Der räumlichen Fragmentierung der Akademie in unterschiedliche Gebäude und Welten könnte ein zentraler Ort der Begegnung entgegen­wirken.

Die Herausforderung bleibt dennoch, in dem Viertel einen Ausstellungsraum zu etablieren: Trotz der zentralen Lage bleibt auch das neue Glasmoog abseits der Kölner Kunstszeneströme ­gelegen. Veranstaltungen in und neben den Ausstellungen sollen dabei helfen — und die allgemeine Eventfixierung, die laut Ander, ein Problem für Ausstellungsräume darstellt, integrieren. Der neue Ort und seine Möglichkeiten könnten noch das Profil der KHM schärfen, die auch nach 33 Jahren Bestehen vor allen Dingen als Film- oder Medienschule wahrgenommen wird. Dabei hat sich das (Selbst-)Bild der Kunsthochschule, die die Interdisziplinarität propagiert, längst ­geändert. Es ist keine einfache Aufgabe, die auf Heike Ander, die auch zukünftig das Programm des Glasmoog leiten wird, zukommt.