Bumann & Nachbar: Ehrenfeldgürtel, ausnahmsweise bei Tag

Neues aus der ­Krach­macherstraße

Mit einer neuen Bauregelung soll die Club­kultur in Ehren­feld geschützt werden

Wie tanzt es sich eigentlich in einer »Kulturraumschutzzone«? Wer in den letzten Wochen Artheater, Club Bahnhof Ehrenfeld oder Bumann & Sohn besucht hat, kennt das Gefühl schon: Nicht anders als sonst auch. Dabei ist der Vorgang mit dem sperrigen Namen dafür verantwortlich, dass man auch in den nächsten Jahren dort noch tanzen können wird.

In unmittelbarer Nähe der drei Clubs am Ehrenfeldgürtel hat die Immobilienfirma Savvy das Grundstück der ehemaligen Post gekauft. Spezialisiert ist sie auf Mikroapartments. Wohnbebauung direkt zwischen Bumann und Artheater? Als das im Frühjahr 2023 bekannt wurde, fürchteten die Clubs um ihre Existenz. Schließlich können Lärmbeschwerden schnell zum juristischen Problem für Clubs oder Konzertorte werden. Die Volksbühne am Rudolfplatz veranstaltet wegen der Klage eines Anwohners keine Konzerte mehr. Die Klubkomm, Interessensvertretung der Kölner Clubs, wandte sich an die Politik und die wurde tätig. »Schließlich hatten wir schon viele Clubs verloren«, sagt Volker Spelthahn, grüner Bezirksbürgermeister von Ehrenfeld und erinnert an Heinz Gaul und das Underground. 2018 habe die Stadtverwaltung zudem den Auftrag erhalten, ein rechtliches Instrument zu entwickeln, um zu ermöglichen, dass Clubs nicht schließen müssten, weil in ihrer Nachbarschaft neue Wohnungen gebaut würden, ergänzt seine Parteikollegin Brigitta von Bülow.

Im Sommer 2023 wurde dieses Instrument, die »Kulturraumschutzzone«, zum ersten Mal in Ehrenfeld angewandt und umfasst neben Live Music Hall und Sonic Ballroom südlich der Bahnstrecke auch die drei Clubs nördlich davon. Im Januar dieses Jahres legte die Savvy Group dann Ideen für die weitere Planung vor. Am Ehrenfeldgürtel soll ein Boarding House für temporäres Wohnen entstehen, was unter gewerbliche Nutzung fällt. Für Bezirksbürgermeister Spelthahn ist das eine direkte Folge des Beschlusses der Lokalpolitik. Mankel Brinkmann von der Klubkomm kennt die Pläne nicht im Detail: »Wir könnten uns dort auch eine kreativwirtschaftliche Nutzung vorstellen.«

Sowohl Brinkmann als Spelthahn sprechen davon, dass die neue Regelung die Chancen von erfolgreichen Klagen gegen Clubs mindern kann. »Die Klagen selbst können wir damit nicht verhindern«, sagt der Bezirksbürgermeister. »Und wenn das Ordnungs­amt andauernd kommt, das reicht ja oft schon.«