Demonstranten als Dichter: Besetzung der geplanten Autobahntrasse im ­Inneren Grüngürtel 1975 © Archiv Schaller

Dabei und doch da­gegen sein

Das Architektur Forum Rheinland widmet sich der ­Protest- und ­Beteiligungskultur

In Architektur und Stadtplanung spiegeln sich viele gesellschaftliche Debatten — Klimaschutz, Woh­nungsnot, Teilhabe, Diskriminierung —, dass auf Veranstaltungen dazu längst nicht mehr nur ­Planer und Architekten sitzen. Auch das Architektur Forum Rhein­land (AFR) griff zuletzt etwa die Frage auf, wie man alte Gebäude angesichts des Klimawandels erhalten kann, aber auch, wie Köln planerisch mit dem Rhein umgeht, und welche besseren Ideen es gibt.

»Es freut uns, dass auch immer mehr jüngere Menschen zu unseren Veranstaltungen kommen«, so Jörg Beste, Geschäftsführer des AFR. Das erhoffen sich er und der AFR-Vorsitzende Peter Berner nun auch von der neuen Reihe »Von der Protestkultur zur Beteiligungskultur«. Zumal ein Thema aufgegriffen wird, das eine jüngere Generation umtreibt, die sich verstärkt in Initiativen engagiert und fragt: Was bringt dabei Bürgerbeteiligung?

Viele Fragen gilt es zu erörtern. Wie erreicht man jene, die sich bis­lang nicht beteiligen? Setzt sich am Ende immer nur ein akademisches Milieu durch? Und bleibt Beteiligung nicht zu oft folgenlos? Selbst aufwändige Verfahren können scheitern: Die Beteiligung zur Ost-West-Achse etwa hat kaum etwas gebracht — die Politik vertagte die Entscheidung, ob eine neue U-Bahn gebaut werden soll. Auch im Fall der Parkstadt Süd gab es Rundgänge, Workshops, Info-Abende. Doch nach Abschluss gerieten die Planungen ins Stocken. Wie steht es also um die heutige Beteiligungskultur?

Die Jahresreihe blickt aber auch zurück: In den 70er Jahren begannen in Köln viele Bürgerinnen und Bürger, sich zusammenzuschließen, um einen »Stadtumbau« und eine »Autogerechte Stadt« zu verhindern. Mit massiven Protesten verhinderten sie Ende der 70er Jahre eine Kölner Stadtautobahn, die auch Teile des Grüngürtels zerstört hätte. Über das Jahr werden immer wieder auch Zeitzeugen zu Wort kommen — jene, die protestiert haben, aber auch Vertreter der Stadt.

Zum Auftakt am 4. März kommt Anne Luise Müller ins Domforum. Sie leitete von 2001 bis 2019 das Stadtplanungsamt und war mit vielen Projekten und Beteiligungen betraut. In ihre Amtszeit fällt außerdem der Einsturz des Stadtarchivs 2009: ein Unglück, das für viele Menschen Anlass war, sich wieder zu engagieren und städtische Planungen in Frage zu stellen, weil sie das Vertrauen in die Kompetenz von Politik und Verwaltung verloren hatten — oftmals bis heute.

Auftaktveranstaltung: Planung und Protest, Mo 4.3., 19.30 Uhr, Domforum. Infos: architektur-forum-rheinland.de