Die Love Parade der 1920er Jahre

Nach der verlorenen Zeit

Angewandte Solidarität und Melancholie

Das Japanische Kulturinstitut empfängt im März spannende Gäste. Zuerst beehrt Yoshida Keisuke das JKI im Rahmen des JFF — Japan Film Festival (2.3.–9.3.), eine Initiative der Japan Foundation. Am 16. und 18.3. stellt Komori Haruka drei Filme über das Tohoku-Erdbeben-Tsunami-Atomreaktor-Kollaps-Desaster von 2011 persönlich vor: »Iki no ato – Trace of Breath« (2017), »Sora ni kiku — Listening to the Air« (2020) und »Nijū no machi — Kōtaichi no uta o amu — Double Layered Town/ Making a Song to Replace Our Positions« (2021). Das Programm des JFF besteht vor allem aus aktuellen Filmen, »Blue« und »Kūhaku — Intolerance« von Yoshida Keisuke (2021) samt Talk sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen. Wann hat man schon die Gelegenheit, mit einem japanischen Regisseur zu reden, der fast jedes Jahr einen Film macht, also tief im Geschäft und der Arbeitsroutine steckt? Mit Komori Haruka wiederum kann man über eine andere Form von Dauer sprechen: Wie ist es, wenn man sich einer Sache verschreibt und diese über Jahre filmisch begleitet und kommentiert? Also: Wie funktioniert angewandte Solidarität? Neben den Werken von Komori gibt es noch einmal Hamaguchi Ryusuke & Sakai Kos »Tōhoku kiroku eiga sanbusaku — Tohoku Documentary Trilogy« zum selben Thema zu sehen.

Bei aller Wertschätzung für den Spielfilmregisseur Hamaguchi: Dieses Monument ist und bleibt seine wichtigste Arbeit. Angesichts der Ernsthaftigkeit dieser Filme ist zur Abwechslung leichte Kost gefragt, wie sie der Filmclub 813 mit Italo Zingarellis »Io sto con gli ippopotami — Das Krokodil und sein Nilpferd« (1979) im Angebot hat: Bud Spencer und Terence Hill. Wem das zu schwere- wie gedankenlos erscheint, kann sich in der bezaubernden Melancholie des alljährlichen Helmut W. Banz-Gedenkens verlieren. Dessen Programm wurde heuer besonders exquisit ausgewählt: drei Variationen zu Musik und Film aus drei sehr unterschiedlichen Kinoepochen. Am 13.3. Ernst Lubitschs früher Tonfilm »The Love Parade« (1929), am 14.3. Gene Kellys und Stanley Donens Musical-Axiom »Singin’ in the Rain« (1952) sowie am 15.3. Terence Davies’ Suche nach der verlorenen Zeit und deren Melodien, »Distant Voices, Still Lives« (1988).

Mehr Info zu den Programmen unter filmclub-813.de, jki.de