Es passt jetzt zusammen: Pleasure Principle spielt Goya, Foto: Axel Schulten

»Mindestens glücklich«

Die Kölner Band Goya meldet sich nach mehr als 30 Jahren wieder zurück

Auch das gehört zur Popgeschichte: Bands aus Köln, die auf Englisch gesungen und sich an internationalen Standards orientiert haben — und das auf hohem Niveau. Eine davon war Anfang der 1990er Jahre The Pleasure Principle. Mit »Trip To My Soul« landeten sie einen formidablen Radio-Hit. 1993 war das Vergnügen schon wieder vorbei. Es gab Zoff mit der Plattenfirma und anschließend ein Protestkonzert auf dem Firmengelände. Die Musiker gründeten Goya und sangen fortan auf Deutsch. 2010 gab es ein erstes Comeback mit dem Doppelalbum »Time Will Flow« als The Pleasure Principle. Jetzt haben sich Sänger und Gitarrist Alex Flucht, Bassist André Gladbach und Schlagzeuger Markus Junker erneut zusammengetan und spielen Konzerte.

Wie seid ihr auf die Idee zur Wiedervereinigung gekommen?

Alex Flucht: »30 Jahre Goya-Release« stand im Raum und André meinte: Wollen wir nicht etwas machen? Dann hat das ein bisschen gedauert und schließlich haben wir uns im März 2023 zu einer Probe getroffen, um zu gucken, was da passiert. Und was soll ich sagen?! Das war derart explosiv und intensiv, dass wir wieder Lust dran hatten.

30 Jahre Goya klingt erstmal nach einer erfolgreichen Zeit damals. Mit Verlaub, die war es nicht.

André Gladbach: Doch, die war mega-erfolgreich in der Vernichtung von Geld. (alle lachen)

Woran hat es gelegen?  

Flucht: Meiner Meinung nach waren wir nicht so weit. Oder die Welt war noch nicht bereit für Goya. Wir kamen mit The Pleasure Principle aus der englischsprachigen Nummer und hatten viele Vorbilder wie Talk Talk, U2 und The Police. Wenn du jung bist, kriegst du viel mit. Als wir uns nach dem Ende von The Pleasure Principle dazu entschlossen haben, Deutsch zu singen, fehlten dann die sprach­lichen Vorbilder.

Wir gingen auf die Bühne und Bäm! Wir waren jung und hübschMarkus Junker

Als The Pleasure Principle wolltet ihr nicht weitermachen?

Flucht: Wir durften zu der Zeit als The Pleasure Principle gar nichts veröffentlichen, da es einen  Rechts­streit zwischen Management und EMI gab, obwohl unser zweites Album fertig war.

Warum heißt das Motto »Pleasure spielt Goya« und nicht umgekehrt?

Markus Junker: Pleasure ist der Geist, mit dem wir damals mal angefangen haben. Viele Leute kannten uns ja nur als The Pleasure Principle, da passt »Pleasure spielt Goya« ganz gut.

Man hatte damals das Gefühl, dass Goya eher ein Ballast war.

Flucht: Es war vielleicht ein bisschen unausgegoren. Heute ist das ein ganz anderer Schnack, wie wir die Songs spielen. Es passt jetzt gut zusammen.

Es erschien 1991 nur ein Pleasure-Album. Doch der ganze Zoff mit der Plattenfirma erstickte alles Weitere im Keim?

Flucht: So war es. Wir haben vertraglich zwei Alben zugesichert bekommen. Doch es wechselte das komplette Management der Plattenfirma. Es gab keinen Kontakt mehr.

Ihr gabt ein Protestkonzert auf dem Gelände der EMI. Das sorgte für mediale Aufmerksamkeit. 

Gladbach: Da war einiges los. Wir waren sauer. Dann kam uns die Idee »Wir überfallen unsere Plattenfirma«. Wir haben einfach unsere neuen Songs freundlich in ­einem Hofkonzert von einem am Pförtner vorbei geschmuggelten LKW vorgestellt. Zwei Tage später mussten wir in der Boulevardpresse lesen, dass wir gefeuert sind. Das hat uns befeuert.

»Trip To My Soul« rotierte damals zwölf Wochen in den Top 10 bei SWF3. Das war zu der Zeit der Avantgarde-Sender für Popmusik.

Flucht: Das war unser Hit. Als die Nummer rauskam, sind wir sofort mit The Cross auf Tour gegangen. Das war die Band des Queen-Trommlers Roger Taylor.

Was war das Besondere an The Pleasure Principle? 

Junker: Wir gingen auf die Bühne und Bäm! Und das lag daran, dass die Band einen besonderen Spirit hatte. Wir waren jung und hübsch. Wenn ich heute Fotos von uns sehe, dann denke ich »Man, haben wir geil ausgesehen.« (lacht)

Was ist der Plan für die Zukunft?

Flucht: Wir gehen ins Dierks Studio in Stommeln. Was wir jetzt machen, finde ich relevanter denn je. Es herrscht als Trio eine Atmosphäre, die uns gut tut. Darauf bin ich stolz. Ich bin froh, dass André das Ding angeschoben hat, obwohl ich mich anfangs dagegen gesträubt habe. Jetzt sind wir mindestens glücklich.

Konzert: Fr 19. April, Blue Shell, 20 Uhr, »Pleasure spielt Goya«