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Die Medien sind los, da gibt es kein Entrinnen: Der Springer-Verlag will zu Bild und BamS die Glotze noch hinzu, sinistre Spekulanten kaufen gute teutsche Zeitungen, und die WM-Medienmafia um Beckenbauer, Blatter & Co. zieht im Zeichen des Ultramultimegamedienevents durchs Land und man fragt sich, wann der Kaiser endlich Kanzler wird. Medien in Deutschland, endlich wieder eine große Oper. Dauerhaft grundiert wird das Palaver um Meinungsmacht und Marktanteile durch einen anschwellenden High-Tech-Singsang. HDTV, DVB-H, PVR, UMTS, 3G, IPTV oder VoIP. Fernsehen umsonst und draußen, digital über Antenne. Auf Laptop oder Handy für unterwegs. Internet, das neue Allesmedium, übers TV-Kabel. Fernsehen wieder übers Internet. Telefon auch. Und Musik und Radio sowieso. Oder doch auch übers TV-Kabel. Anything goes, es schwindelt schon ein wenig, aber unbarmherzig regiert die Rhetorik des Umbruchs, soviel Zukunft war selten. Ein ganz und gar abgerockter Begriff soll jetzt endlich Wirklichkeit werden, die Konvergenz. Mit neuen Standards, Geräten und Multimedia-Software sollen PC, TV und Handy endlich problemlos zusammenspielen.

Der Hype ist verständlich. Deutschland war in den letzten Jahren eher digitale Diaspora und hat ordentlich Nachholbedarf. Vor allem weil der Ausbau der digitalen Vertriebswege, zuvorderst des Kabels, nicht vorankam. Aber das soll jetzt anders werden, und natürlich steht wieder mal auch Köln im Herzen dieses medialen Aufbruchs. Unity heißt der neue Player, der so neu nicht ist, da sich dahinter der hiesige TV-Kabelnetzbetreiber verbirgt, dessen Name rasant gesprochen einen Nasenstüber mit dem Kopf so trefflich zu vertonen in der Lage ist: Ish fusionierte bereits Mitte letzten Jahres mit dem Konkurrenten Iesy und weiteren Firmen, nannte sich fortan Unity und – size matters – verfügt nun über die nötigen Investitionsmittel, um fortan digitalen Segen über uns zu bringen. Lange Zeit merkten die ish-Kunden nichts von der Veränderung, die Techniker verkabelten, die Marketing-Strategen rechneten. Doch vor Monatsfrist ging es los. Tividi Family, Global und Privat, Triple Play und Doppel-Flatrate – mit neuen Marken und Angeboten zu neuen Ufern.

Und als wäre das alles noch nicht Aufgabe genug, hat sich Unity/Ish gleich ganz neu erfunden. Denn hinter der ominösen Firma Arena, die sich im Millionen-Poker zuletzt die Bundesliga-Rechte sicherte, steht niemand anders als eben Unity Media aus Köln am Rhein. Die Tat mag glänzen, doch was nun? Als Programmanbieter ist Arena nicht nur medienpolitisch umstritten, sondern auch völlig unbescholten. Binnen eines guten halben Jahres müssen nun technische, rechtliche, finanzielle Probleme en masse gelöst werden und – unbedeutendes Detail – eine passable Fußballsendung produziert werden. Das wird sportlich, aber dabei sein ist alles, und immerhin geht wieder was, so soll es sein. Schließlich versprechen die Segnungen der digitalen Welt, all die schönscharfbunten Bilder und Töne überall, eine größere Fülle des Seins. Dennoch bleibt die Angst, die neuen Bilder gleichen doch den alten wieder sehr, und man sagt sich womöglich nichts wirklich anderes, nur weil das Gespräch über Internet-Telefonie geführt wird. Und auch die Sportschau beginnt weiterhin mit einem Vorspann, der ankündigt, dass die Sportschau beginnt – aber da müssen wir jetzt durch.