Herren in Damenkleidern


Als die Polizei in der Nacht vom 22. auf den 23. Februar 1908 die Gaststätte »Rheinischer Hof« in Duisburg betrat, überraschte sie rund vierzig Herren aus den so genannten besseren Kreisen verschiedener rheinischer Städte, die dort ausgelassen feierten. Einige der Teilnehmer waren in Damenkleidern erschienen. Die Presse schrieb von »Orgien«, die die Gäste »mit dem Strafgesetz in Konflikt« bringen könnten. Gemeint war der Paragraf 175, der homosexuelle Handlungen von Männern unter Strafe stellte. Obwohl später die Erklärung nachgereicht wurde, es habe sich lediglich um eine Karnevalsfeier gehandelt, galt die Veranstaltung noch Jahre als Homosexuellenball.
»Bisher gibt es in ganz Deutschland keine Lokalstudie, die Homosexualität im Kaiserreich untersucht«, sagt Erwin in het Panhuis vom Kölner Centrum Schwule Geschichte (CSG). Das soll ein neues Projekt des CSG ändern, das schwules und lesbisches Leben in Köln und Umgebung von 1895 bis 1918 erforscht. Die Ergebnisse werden im Herbst in einem Buch und einer Ausstellung präsentiert. Da die Finanzierung noch nicht gesichert ist, bittet das CSG um Spenden; wer mindestens 30 Euro gibt, bekommt nach Erscheinen das Buch zugesandt.

Informationen und Kontakt unter www.csgkoeln.de