Seesack der Gefühle

Mit Findet Dorie zeigt Pixar, dass

Fortsetzungen eine Seele haben können

Dorie mit der Kurzzeitdenke verfranst sich auf der Suche nach ihren Fisch-Eltern. Ihr zur Seite schwimmen Nemo, Marlin, die kurzsichtige Walhai-Dame Destiny und der grummelige Krake Hank. Spannung, Jux und Abenteuer! Ein kunterbunter Seesack der Gefühle! Pixar legen sich bei der Fortsetzung von »Findet Nemo« richtig in die Wanten. Das kalifornische Anima-tions-studio hat es dabei nicht leicht: Es gilt, an die hauseigenen Fünf-Sterne-Klassiker anzuknüpfen und diesen kreativen Kraftakt  möglichst mühelos aussehen zu lassen.

 

Pixars »Toy Story«-Trilogie steht als Textbuchbeispiel für knorke Fortsetzungen mit emotionalem Wumms. Die »Monster AG«-Vorgeschichte »Monster University« hätte nicht sein müssen, tat aber auch niemandem richtig weh. Und »Cars 2« rechtfertigt seine Existenz immerhin als irre Gelddruckmaschine für Spielzeug- und Krimskrams-Lizenzen. Schon Konfuzius wusste: Eine sichere Bank bietet die gesunde Grundlage für künftige Experimente.

 

Das Kinojahr 2015 war ein heftiges Wechselbad für Pixar. Auf den Oscar-prämierten Publikumsknüller »Alles steht Kopf« folgte das weitgehend unbeachtet gebliebene Dino-Drama »Arlo & Spot«. Die erste Pixar-Pleite an der Kinokasse. Damit wurde der Druck auf »Findet Dorie« noch größer. Auch nicht super: Vor seiner Arbeit an »Dorie« wurde »Nemo«-Regisseur Andrew Stanton für seinen ambitionierten Disney-Fantasy-Streifen »John Carter« von Presse und ausbleibendem Publikum fies vermöbelt.
Und das, obwohl der Film besser ist als sein Ruf. Doch das Showgeschäft ist ein ewiges Auf und Blub. Genau wie die foto-realistischen digitalen Wellen aus dem »Dorie«-Vorfilm »Piper«.

 

Eigentlich wussten die wenigsten, dass sie eine Fortsetzung zu »Findet Nemo« brauchen. Aber jetzt, wo die Fischflosse so freundlich winkt — wieso nicht? »Findet Dorie« ist die 4,5-Seesterne-Fortsetzung einer Fünf-Sterne-Auster. Ein Familienfilm, in dem Menschen gruseliger sind als jedes Wusel-Monster — seit »Toy Story« eine ulkige Studio-Tradition. Pech für die Panzerknacker, Puh für Pixar: »Findet Dorie« schwimmt gut im Kino-Rennen. Bei Druckunterlagenschluss teilen sich vier Disney-Produktionen die Spitze der weltweiten Jahres-Gewinncharts: »Captain America«, »Zoomania«, »Jungle Book« und »Dorie«. Bis 2020 wird es weitere Pixar-Fortsetzungen hageln: »Cars 3« (2017), »Toy Stoy 4« (2018) und »Incredibles 2« (2019). Und danach? Dorie: »Licht bitte!«

 

 

Findet Dorie (Finding Dory) USA 2016, R: Andrew Stanton, Angus MacLane,
97 Min. Start: 29.9.