Toni Schumacher hätte hier lieber Kunstrasen: Wiese am Äußeren Grüngürtel | Foto: Manfred Wegener

Der Bauherr genehmigt sich einen

Der 1. FC Köln erweitert sein Gelände am Grün­gürtel, Naturschützer bleiben unerhört

 

Das Poltern hat Toni Schumacher nicht verlernt. »Aktivisten, die glauben, dass der Klimawandel sich beschleunigt, wenn der FC drei Plätze baut, die muss ich fragen: Geht es noch?«, erklärte der Ex-Nationaltorwart und jetzige Vizepräsident des 1. FC Köln Ende September auf der Jahreshauptversammlung in der Lanxess-Arena. 10,5 Millionen Gewinn vor Steuern bei 107 Millionen Umsatz hat der Verein im letzten Geschäftsjahr gemacht. Aber Schumacher beschwor trotzdem ein existenzielles Drama: »Das Geißbockheim ist die Seele des Vereins, es stirbt kein Baum, aber dieser Ort ist überlebenswichtig für den FC.«

 

Der Grund für Schumachers Zorn wird am 10.November im Stadtentwicklungsausschuss verhandelt. Die Verwaltung wird dort die nächste Vorlage zur Erweiterung des FC-Trainingsgeländes im Äußeren Grüngürtel einbringen. »In diese Vorlage gehen auch die über 500 Eingaben der Bürger ein«, sagt Anne Luise Müller vom Stadtplanungsamt. Seitdem das Planungsverfahren im Dezember 2015 eingeleitet wurde, gab es viel Protest.

 

Rund 18.000 Unterstützer hat die Initiative »Grüngürtel für alle« bis Ende Oktober mit einer Petition mobilisieren können. Im August fand ein Gespräch der Initiative mit dem FC statt, das OB Henriette Reker vermittelt hatte. Es endete ohne Ergebnis. »Es war nicht zu erwarten, dass bei einem solchen Gespräch sofort ein Kompromiss erzielt werden kann«, sagt Reker. Trotzdem könne »der Austausch zu mehr gegenseitigem Verständnis auf beiden Seiten« führen. »Frau Reker meint es gut, aber sie möchte die Erweiterung«, entgegnet Friedmund Skorzenski von »Grüngürtel für alle«.

 

Die Kritiker halten weiter daran fest, dass die Erweiterung des Trainingsgeländes nicht im Äußeren Grüngürtel erfolgen soll. »Der FC hat die Notwendigkeit nicht dargestellt«, findet Skorzenski. Stattdessen würden die Alternativen nicht ausreichend geprüft. »Man könnte ja auch über eine Aufteilung des Trainingsgeländes nachdenken.«

 

Ob das möglich sei, wollten die Grünen im Stadtentwicklungsausschuss wissen. Die Verwaltung schickte ihre Anfrage zur Beantwortung an den FC und der hielt eine Aufteilung nicht für möglich. »Der FC hat mit einem Text geantwortet, der auch auf seiner Homepage steht«, sagt Kirsten Jahn von den Grünen. Sie hält weiter daran fest, dass der FC die neuen Trainingsflächen auch woanders bauen kann. Denkbar sei etwa eine Modernisierung und gemeinsame Nutzung des weiter nördlich gelegenen Geländes des SC Blau-Weiß Köln. Nach nochmaligem Nachdenken scheint auch die Verwaltung zu diesem Schluss gekommen zu sein. Anfang November legte sie einen Kompromissvorschlag vor, nach dem der FC auf einen Trainingsplatz verzichten könnte, wenn er die Plätze vom SC Blau-Weiß nutzt. Sowohl FC als auch die Bürgerinitiative haben den Kompromiss bereits abgelehnt.

 

Man dürfe sich nicht vom FC drängen lassen, findet Kirsten Jahn. »Das Thema wird uns noch mindestens ein Jahr beschäftigen«, erklärt sie. Und dann wird auch erst eine der wichtigsten Fragen zu klären sein: Wieviel Miete würde der FC für ein neues Trainingsgelände auf städtischem Boden zahlen? »Das kann jetzt noch niemand sagen«, erläutert Dieter Sanden, Leiter des Sportamts. Entscheidend sei, ob der 1.FC Köln als Verein das Grundstück mietet oder die 1.FC Köln GmbH. Letztere müsse einen marktüblichen Preis zahlen. Im Moment mietet die 1. FC Köln GmbH am Geißbockheim 1.100 Quadratmeter von der Stadt — für Büros. Mieter der Sportflächen ist der 1.FC Köln e.V., der von der Pacht befreit ist. Der Vertrag läuft noch bis 2028. So schnell wird Toni Schumacher also von dort nicht vertrieben werden.