Jenseits von Oberhausen

Das Kurzfilmfestival Köln zeigt neue Bild- und Klangwelten

Veranstaltungen mit Kurzfilmen haben in Nordrhein-Westfalen ein Problem: die »Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen«. Denn das Festival ist immer noch das weltweit bedeutendste für Kurzfilme — jene Form, die zwar aus dem Kinoalltag verschwunden, aber in der bildenden Kunst umso präsenter ist. Konkurrieren kann man mit Oberhausen nicht. Selbst wenn sich im Deutschen Wettbewerb des »Kölner Kurzfilmfestivals« Entdeckungen machen lassen. Dazu zählt etwa Rainer Kohlbergers Digital-Preziose »Not Even Nothing Can Be Free Of Ghosts« von 2016.

 

Aber man kann ein Kurzfilm-Festival ja anders angehen als in Oberhausen: mit Programmen, die sich mit Aspekten der Bewegtbild-Produktion in nicht-abendfüllender Länge befassen. Oder mit technologischen Kunstformen, die den klassischen Kinorahmen sprengen. Genau das versucht das Kurzfilmfestival Köln (pläsierlich palindromisch sich kürzelnd als KFFK). Den Organisatoren gelingt das vor allem mit einem Virtual-Reality-Programm, dessen Filme man mit einer VR-Brille guckt, damit man sich in den 360-Grad-Welten entsprechend umtun kann.

 

Überhaupt interessiert man sich in Köln sehr für Bild- und Klang-Welten jenseits des klassischen Kinofilms, also aus Bereichen wie dem Internet oder dem Computerspiel. Galt das photochemische Bild noch als Abbild der Wahrheit, so steht bei dessen digitalem Stiefkind vor allem die Frage der Manipulation im Raum — und auch, welche Visionen damit verbunden sein können. Das KFFK zeigt dazu zwei Programme, die sich mit Körperbildern (»Future Bodies«) beziehungsweise Bewusstseinsformung (»Future Minds«) auseinandersetzen. Dazu wird dann ­organisiert geredet, so dass all jene, die ihren Geist lieber in aller Öffentlichkeit ventilieren, statt still mit einem Werk Einkehr zu halten, ihre fünfzehn Minuten bekommen...

 

Aber auch einer gewissen Szene-Innerlichkeit huldigt das KFFK: So wird ein Blick auf die lokale Produktion, vor allem auf die der hiesigen Ausbildungsstätten für angehende Filmschaffende, geworfen. Das muss nun wirklich keinen jenseits der Stadtgrenze interessieren, wird aber die Säle mit Filmschaffenden füllen, die sich selbst feiern — und sich dann hoffentlich auch das ein oder andere weitere KFFK-Programm anschauen.

 

KFFK — Kurzfilmfestival Köln: Mi. 16.11.–So. 20.11., Filmforum NRW, Filmpalette, Filmclub 813, Infos: kffk.de