imgrunds abgrund

Wenn Robert Kilp eine Pressekonferenz gibt, spricht er gerne von »kommunizieren«. Heute geht es um ein neues Datenverarbeitungssystem für die Meldeämter: Da könne es zu Engpässen kommen, sagt der Ordnungsamts-Chef, seine Beamten müssten sich erstmal einarbeiten. Und genau dies also sollen wir, bitte schön, unseren Lesern kommunizieren. Andererseits jedoch ist da in der Pressemappe die Rede von einer neuen Daten-Plattform,
auf die nun Staatsanwaltschaft, Polizei und alle möglichen weiteren Behörden in Nullkommanichts zugreifen können. Nein, nein, wehrt Kilp voreilige Schlüsse ab, der Datenschutz sei weiterhin in vollem Umfang gewährleistet. Aber man merkt ihm an, dass hier ein Thema non grata aufs Tapet kommt. Und richtig unerquicklich wird die Sache, als ein Pressemann wissen will, ob man vom Kölner Datenschutzbeauftragten denn wenigstens Einsicht verlangen könne in Datentransfers, die die eigene Person betreffen. »Eigentlich, im Prinzip, ginge das schon«, erfahren wir nach langem, verblüfftem Schweigen, »aber wenn das dann jeder macht ...« – Offensichtlich ist dies eine Information, die man nicht so gern kommuniziert sehen würde.
Dass es mit der Kommunikation von Presse und Amtsträgern nicht immer ganz leicht ist, merke ich auch beim nächsten Termin.
Im Hansasaal ist eine Delegation irakischer Wirtschaftspolitiker zu Gast, angeführt vom stellvertretenden Finanzminister der Kurdischen Regionalregierung. Sehr ausführlich schwärmt er von den Vorzügen seiner Heimat: Wunderbare Investitionsmöglichkeiten gebe es dort. Das sei eine stabile Region ohne einen einzigen Entführungsfall, und deshalb lade er alle Kölner Kaufleute herzlich ein, dort ihre Geschäfte zu verrichten. Das Dumme ist nur: Der einzige anwesende Journalist, der einzige, der sein Angebot der Weltöffentlichkeit kommunizieren könnte, bin ich. Nun denn, in Gottes Namen: Hiermit sei es geschehen. Und zum Schluss heute noch etwas wirklich Ernstes: Wie heißt die einzige kölsche Kapelle, die ihre Melodien nicht beim Iren klaut? Die weder dämliche Zwirbelschnäuzer trägt noch der supergeilen Zeit als Retrorocker hinterherweint? Mit anderen
Worten: Welche ist die sympathischste Kölner Band? – Richtig, die Bläck Fööss! Wenn es dazu noch eines Beweises bedurfte, liefert ihn die Eröffnung des »Sprachförderungsfestes« im Historischen Rathaus. Hunderte von Leuten tummeln sich in der Piazetta, auf der Bühne steht der Chor der Hauptschule Großer Griechenmarkt. Anrührend singen sie ihre drei kölschen Liedchen, eines davon ein trotziges Nein gegen die soziale Deklassierung von Hauptschülern. Als die Kinder die Bühne räumen, sieht man erstmals die Musiker, die sie begleitet haben. Keiner der Redner hat ihre Namen genannt, und auch jetzt, da sie ihre Instrumente einpacken, nimmt niemand Notiz von ihnen. Ihre Namen: Bömmel Lückerath und Hartmut Prieß von den Fööss. Die also haben da gespielt, mitten im Karnevalsstress und garantiert ohne Kohle. Eine Nachricht, finde ich, die sich zu kommunizieren lohnt.