Funke opjepass!


Die »Kölsche Funke rut-wieß vun 1823 e.V.« sind das älteste Kölner Traditions-Korps. Sie stehen heute genau so wenig wie der gesamte offizielle Karneval für einen spöttischen, unabhängigen Blick auf die Zustände in der Stadt – zumindest von Außen betrachtet ist die selbstbezogene Wiederholung immer gleicher Rituale ihre Hauptbeschäftigung.
Und doch hatte der Karneval immer zwei Seiten: die »zeitweilige Verdrängung der Alltagsrealität« und den Protest »gegen soldatische Verhaltensweisen wie Drill und Strammstehen«. Auf diese Tradition verweist ein Buch, in dem sich die Roten Funken mit ihrer eigenen Geschichte auseinander setzen. Die »Ungereimtheiten, Haken und Widerstände« des Karnevals drohten heute verloren zu gehen, heißt es im Vorwort.
Entstanden ist kein Karnevalsbuch, sondern ein Beitrag zur politischen und kulturellen Geschichte der Stadt. Die Funken stehen in der Tradition der Stadtsoldaten und ihrer ebenso legendären wie positiven Feigheit (»Nit scheeße, he stonn doch Minsche!«). Sie sind, wie die Historikerin Irene Franken analysiert, ein klassischer Männerbund, der zwar militärischen Gehorsam parodiert, aber heute auch selbst zum Gegenstand von Parodie wird – etwa wenn die schwulen Rosa Funken »Stippeföttche« tanzen.


Vom Stadtsoldaten
zum Roten Funken.
Militär und Karneval in Köln.
Hrsg. von Heinz-Günther
Hunold, Winfried Drewes
und Michael Euler-Schmidt.
Greven Verlag, Köln 2005,
328 S. mit 250 Abb., 29,90 €.