Blick zurück nach vorn

Rapid Eye Movies feiert zwanzigsten Geburtstag — oder ist es der vierzigste?

Antoinette Köster und Stefan Holl sitzen in ihrem Kölner Büro und erzählen mit leuchtenden Augen von Dreharbeiten in Tokio, die sie kürzlich besucht haben. Sie koproduzieren gerade einen neuen Film des japanischen Regisseurs Sabu, bürgerlicher Name Hiroyuki Tanaka, der demnächst in Deutschland geschnitten werden soll. Mit Sabu verbindet sie eine lange Geschich­te: 2001 brachte ihr Verleih Rapid Eye Movies (REM) mit »Monday« erstmals einen seiner Filme in die deutschen Kinos. Seit ein paar Jahren produziert REM auch Filme — da bot es sich an, die guten Verbindungen zu nutzen und auch schon von Anfang an bei einem seiner Projekte dabei zu sein.

 

Die Sabu-Geschichte gibt auch einen Hinweis darauf, warum REM offiziell im Dezember seinen vierzigsten Geburtstag feiert, auch wenn die Firma erst vor zwanzig Jahren gegründet wurde. Die vierzig Jahre stehen für einen Blick zurück nach vorne: für zwanzig Jahre Vergangen­heit und den festen Willen, zwanzig weitere Jahre im gleichen Geist fort­zufahren. Ein Projekt im Rahmen des Jubiläums: Köster und Holl haben verschiedene Weggefährten gebeten, einen Geburtstagsfilm auf zwei Rollen Super-8-Film zu belichten, der in die Zukunft schaut. Unter anderem ist Sabu mit dabei, der philippinische Vielfilmer und Musiker Khavn und der australische Kameramann Christopher Doyle, der im Oktober in Köln mit dem Hollywood-Reporter-Award ausgezeichnet wurde und dessen Werk »Hong Kong Trilogy« Rapid Eye Movies herausbringt. Die ersten dieser analogen Zukunfts­visionen sollen am 10. Dezember bei einem Abend im Filmclub 813 präsentiert werden, an dem als Überraschung auch ein Klassiker des Hongkong-Kinos zu sehen sein wird, der eng mit der Geschichte von REM verknüpft ist.

 

Hört man Köster und Holl zu, glaubt man ihnen sofort, dass sie die nächsten zwanzig Jahre mit ebenso viel Enthusiasmus und Entdeckergeist angehen werden wie die ersten beiden Dekaden. Sie sprechen immer wieder davon, sich von Filmen hinreißen zu lassen, Leiden­schaften zu folgen, an den Rändern zu suchen. Neben dem asiatischen Kino und radikalen europäischen Filmansätzen gilt ihre Leidenschaft der Popkultur: Gerade produzieren sie einen Dokumentarfilm über den in Köln lebenden kanadischen Entertainer und Piano-Virtuosen Chilly Gonzales, ihr erstes rein deutsches Projekt. Außerdem sind sie beteiligt an einem neuen Film in der Reihe von Romuald Karmakars Erkundung der Welt der Technomusik. Von einer »natürlichen Weiterentwicklung« spricht Antoinette Köster und man hat tatsächlich das Gefühl, dass REM — trotz aller Radikalität der produzierten und vertriebenen Filme — in der so kurzlebigen Medienwelt angenehm bodenständig geblieben ist.