Mehr Tanz für alle

Niemand tanzt allein. Das ist die Grundlage des Festivals tanz.tausch, das nun zum fünften Mal in Köln über die Bühnen geht. Und über den Ebertplatz. Erfunden haben dieses wegweisende Format die erfahrenen Kulturmanagerinnen Mechtild Tellmann und Alexandra Schmidt, die das bedauernswerte Phänomen kennen, dass in der Freien Szene produzierte Tanzstücke innerhalb Deutschlands kaum touren. Sie kommen vielleicht gerade mal im eigenen Bundesland herum oder werden ins Ausland eingeladen.

 

Der tanz.tausch knüpft eine steigende Anzahl von Partnern in sein Netz ein, bis nach Leipzig, Nürnberg, Bremen und zum Nachbarland Niederlande. Das Programm bietet einen Mix aus Stilen, aus Möglichkeiten, mit Tanz umzugehen, ihn in seiner Eigenart zu denken und politische und biographische Themen anzugehen. Auf und abseits der Bühne.

 

André Jolles aus Köln zeigt eine Premiere, »Inter_View« (18.12.), ein Trio über Lebenserfahrungen; die Wuppertalerin Thusnelda Mercy tanzt sie als Solo in »Sharing a Power Socket« (17.12.). Die United Cowboys aus Eindhoven stürzen Akrobatik in den Tanz (18.12.), Katie Vickers und Benjamin Pohlert aus Berlin fransen ihn in ein Popkonzert aus (17.12.), die Nürnberger Plan Mee behandeln ihn wie ein Computerspiel (16.12.); Melanie Lane aus Leipzig choreografiert in »Wonder Woman« zwei Bodybuilderinnen (14.12.), die Kölnerin Lisa Freudenthal kratzt am männlichen Image des Urban Dance (14.12.). Natürlich kommen auch in der hiesigen Hochschule ausgebildete Tänzer und Choreografinnen zum Zug mit eigenen kürzeren oder längeren Werken zu Themen wie Weiblichkeit und Krieg: Bianca Mendona und ­Hannah Nürnberg (15.12.).

 

Niemand schaut allein. Dem Publikum eröffnet der tanz.tausch zahlreiche Möglichkeiten: selber zu tanzen, im öffentlichen Raum zu experimentieren, sich über Gesehenes auszutauschen, tanzwissenschaftliche Standpunkte kennen zu lernen und am Symposium über Gastfreundschaft teilzunehmen.