Die Krimi-Kolumne

Krimi skandalös? Horst Eckert, Düsseldorfer Hardboiledtexter, ist fast schon ein Garant für Skandale und Skandälchen: Sein letzter Roman rechnete knapp vor der Landtagswahl mit der SPD-Politgarde ab, sehr zum Verdruss diverser westdeutsch-allgemeiner-rheinischer Tageszeitungsredakteure. Richtig dicken Ärger bekam Eckert Anfang des Jahres dann für seine Fußball-Kurzgeschichte »Wege zum Ruhm«, in der er den Klüngel beim Düsseldorfer Stadionbau thematisierte, woraufhin der OB prompt eine Lesung in der Stadtbibliothek untersagte. Begründung: »Parasitäres Geschreibsel«. Der so Geziehene wiederum stilisiert die Posse zum Kampf um die Meinungsfreiheit, so ein Skandal ist gut für’s Marketing.

Davon, so scheint es, geht auch der Bonner Kriminalschriftsteller Akif Pirincci aus. Pirincci? Ja, das war der mit den Katzengeschichten, Ende der 80er Jahre konnte er sich über Millionenauflagen freuen. Jetzt also »Der eine ist stumm, der andere ein Blinder«, eine postmoderne Rattenfänger von Hameln-Version. Ein Polizeiroman mit Stärken und Schwächen – und mit einigen auf Skandal geschriebenen Sexszenen, die die Erotikindustrie nicht hübscher hätte ausmalen können. Posing Pirinccis alte Popularität plus eine Portion peppiger Porno gleich Pest-… äh … Bestseller? Mal sehen, was die Bild-Zeitung dazu sagt.

Tja, und dann ist da noch Marek Krajewski, Altphilologe, Pole, Breslauer. Breslauer? Ja, Breslauer. Marek Krajewski interessiert sich für die deutsche Vergangenheit seiner Heimatstadt, seine Geschichten sind in dieser Zeit angesiedelt. Die polnischen Originaltitel bringen es auf den Punkt: »Tod in Breslau«, »Weltuntergang in Breslau« etc. Die Polen haben damit kein Problem, der Deutsche Taschenbuch Verlag anscheinend schon: In der Übersetzung heißt Krajewksis neues Buch »Der Kalenderblattmörder«, um Revanchisten abzuschrecken. Ein Paradebeispiel für falsch verstandene political correctness. Vielleicht kein Skandal, nicht mal ein Skandälchen. Aber schon irgendwie erbärmlich.