Intensive Erzählung

»Wir leben noch – und der Kerl ist tot!« So beschreibt Jan Brügelmann seine Reaktion, als er am 30. April 1945 vom Tod Adolf Hitlers erfuhr. Anders erinnert sich Albert M. Michel an diesen Tag: »Da liefen uns zum großen Teil die Tränen aus den Augen, uns Jungen. Ich war damals 21, hatte nichts anderes gesehen, nur das Hitlerdeutschland.«

Die beiden Männer haben ihre Lebensgeschichte dem Historiker Martin Rüther erzählt, ebenso wie über achtzig andere Kölnerinnen und Kölner. Rüther ist Mitarbeiter des NS-Dokumentationszentrums in Köln und arbeitet seit vier Jahren an dem Projekt »Erlebte Geschichte« – einem multimedialen Videoarchiv zur Stadtgeschichte mit Schwerpunkt Nationalsozialismus, das jetzt im Internet zugänglich ist.

Die Interviews sind sorgfältig bearbeitet. So kann man die intensiven Erzählungen nicht nur ansehen und anhören; das Projekt bietet auch Kurzbiografien, Fotos, Dokumente und historische Erklärungen. Außerdem sind die Interviews gründlich verschlagwortet, so dass sich verschiedene Passagen zum selben Thema aufrufen lassen. So wird deutlich, was für unterschiedliche Rollen die selben historischen Ereignisse in den Lebensgeschichten der Erzähler spielten.