Foto: Manfred Wegener

RTL explosiv

Kürzungspläne und Qualitätsstreit sorgen für


Unruhe bei dem Kölner Sender

»Erfrischend anders« hieß der erste Werbespruch von RTL.
Eher ernüchternd als erfrischend dürften die Mitarbeiter des Privatsenders die anstehenden Änderungen ihrer Arbeitsbedingungen finden: Seit Dienstantritt der neuen RTL-Geschäftsführerin Anke Schäferkordt im vergangenen Herbst wird an der Aachener Straße immer wieder über Gehaltskürzungen und Stellenabbau debattiert. Inzwischen bekommen die Sparpläne Konturen – und auch die journalistische Qualität des Senders ist ins Gerede gekommen.

Ziel: Effektive Strukturen

Ende des Jahres läuft der Manteltarifvertrag aus, der zum Beispiel die Arbeitszeiten regelt. Und bereits zum 30. Juni hat RTL seinen Gehalts-Tarifvertrag mit den Gewerkschaften gekündigt.
Das bedeutet, dass ab Juli bei Neueinstellungen die Löhne frei verhandelt werden und auch deutlich unter Tarif liegen können.
Dass es in absehbarer Zeit aber überhaupt zu Neueinstellungen kommt, ist eher unwahrscheinlich. RTL-Sprecher Christian Körner geht davon aus, »dass wir gezielt Stellen reduzieren müssen«.
Zwei Mitarbeiter des Senders nähmen zurzeit eine »Strukturprüfung im Hinblick auf den Umzug in die Rheinhallen« vor. Ab 2008 ziehen nicht nur RTL selbst, sondern auch die zur Familie gehörenden Sender Vox, Super RTL und n-tv in die alten Messe-Gemäuer.
»Unser Ziel sind effektive Strukturen«, sagt Körner. Und Effizienz bedeute auch, »Doppelstrukturen abzubauen«. Ausgerechnet der Umzug, für den Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) nahezu alle Hebel in Bewegung gesetzt hatte, könnte also Auslöser für weiteren Arbeitsplatzabbau in der Medienstadt Köln sein.

Vertonung am Schreibtisch

So soll etwa die Redaktion der Morgenmagazine Punkt 6 und Punkt 9 mit der Redaktion des Mittagsmagazins Punkt 12 zusammengelegt werden. Dieser Fall ist deshalb brisant, weil ohnehin über die journalistische Qualität der Magazine gestritten wird.
Die Süddeutsche Zeitung zitierte aus einer internen Mail des Redakteurs Andreas Teichmann, in der er sich über die »Fehlerhaftigkeit« vieler Beiträge beklagt, die er als Chef vom Dienst zur Schlussabnahme vorgelegt bekommt. Beim Nachrichtenkanal n-tv hat die Effizienzsteigerung bereits dazu geführt, dass Beiträge nicht mehr im Studio, sondern in Eigenregie direkt am Schreibtisch vertont werden.

Stellt sich also die Frage, wie RTL es schaffen will, seine journalistische Qualität zu verbessern, wenn gleichzeitig die Arbeitsbedingungen verschlechtert werden. Journalisten erzählen von gereizter Stimmung im Haus, selbst Körner spricht von einer »gewissen Unruhe«. Der aktuelle WM-Werbespruch des Senders lautet: »RTL gibt dir den Kick«. Auch das dürfte mancher Mitarbeiter momentan als unpassend empfinden.