Foto: Manfred Wegener

Watchdog

Die Wort-Kollegen vom Express haben es dieser Tage nicht leicht. Nicht nur, dass während der WM das Bild-Text-Verhältnis ungefähr 10:1 beträgt, sie müssen auf dem knappen Raum auch noch mit aller Gewalt das spezifisch kölsche Gefühl auf den Punkt bringen. Wenn die Fans unaufgefordert beim Spiel Portugal-Angola »Viva Colonia« anstimmen, ist der Job allerdings einfach: Schnell bei den Höhnern anrufen, beim OB und anderen Berufskölnern ein paar O-Töne holen, in denen das Wort »Gänsehaut« Pflicht ist, und fertig ist der nächste Sechsspalter. Den Rest des Tages kann man sich mit der Bild ein Neologismus-Battle liefern: »Schwarz-Rot-Geil«, »Aleman-Jaaa!«, »Fan-omenal...«, und was da sonst noch wortgeschöpft wird. Abschließend erklärt dann ein Professor Hademar Bankhofer, wo die ganzen Endorphine herkommen, mit der die Euphorie bei Fans und Redakteuren chemisch zu erklären ist: Vitamin B, Magnesium, Molybdäen und Kalzium lassen jubeln und hemmen die Vernunft.

Ob Express-Herausgeber Alfred Neven DuMont Zeit hat, die täglichen Endorphin-Ausschüttungen seiner Schreiber zu studieren, ist ungewiss. Denn DuMont ist einkaufen: Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung möchte er fünfzig Prozent der Anteile an der Frankfurter Rundschau (FR) übernehmen. Der Kaufpreis liege bei dreißig Millionen Euro. Die SPD-Medienholding DDVG, die zurzeit neunzig Prozent des Frankfurter Verlags hält, werde vierzig Prozent behalten. DuMont-Sprecher wollten die Meldung zunächst nicht kommentieren, auch bei DDVG und FR waren keine Stellungnahmen zu erhalten. Bekannt aber ist, dass sich der neue Chefredakteur der FR, Uwe Vorkötter, schon einmal für eine DuMont-Übernahme stark gemacht hat – nämlich bei den Verkaufsverhandlungen seines letzten Arbeitgebers, der Berliner Zeitung. Das Blatt wurde schließlich gegen den Widerstand Vorkötters und seiner Redaktion an Finanzinvestoren unter Führung des Briten David Montgomery verkauft.

Gleich zwei Grimme-Online-Preise räumte das Kölner Internet-Fernsehangebot Ehrensenf (siehe SR 6/06) ab: einen Jury-Preis in der Kategorie »Kultur und Unterhaltung«, und den zum fünften Mal von den Usern per Abstimmung im Internet vergebenen »Intel Publikums-Preis«. Der Grimme-Online-Award wird seit sechs Jahren vergebenen. Bei der Verleihung in der Kölner Vulkanhalle verteilten sich die Auszeichnungen auf die Kategorien »Information«, »Wissen und Bildung« sowie »Kultur und Unterhaltung«.

Noch ein Nachtrag zur WM und ihren ersten Verlieren. Seit Mai 2004 ist in Köln digitales Fernsehen über Antenne zu empfangen. Für dessen Empfänger war das Turnier vorzeitig zu Ende – in sozialer Hinsicht: Keiner will mehr bei ihnen Spiele gucken, denn das Signal kommt beim so genannten DVB-T mit beträchtlicher Verzögerung an. Und so hatte David Odonkor auf Achims V.s Fernseher noch gar nicht zu Oliver Neuville geflankt, als plötzlich das kabelfernsehende Ehrenfeld vor dem Fenster in lauten Torjubel ausbrach – während die Freunde bei Achim und seinem DVB-T-Receiver in der Körnerstraße noch gefühlte fünf Minuten auf den Anlass zu diesem Jubel warten mussten. Seither muss Achim seine Chips alleine essen.