Schwarzlicht

Herbst 2006. Die Kleinen machen auf dem Krimimarkt die Musik. Zum Beispiel Pendragon. Ein Miniverlag aus Bielefeld, dessen Kopf Günther Butkus sich auf unschätzbare Weise um die deutsche Kriminalliteratur verdient macht, weil er den Autoren der mittleren Generation, die von den Experten der Großverlage ignoriert oder aussortiert werden, ein Forum bietet. Was sein neues Programm einmal mehr eindrucksvoll belegt.

»Zappas letzter Hit«, der neue Roman von Frank Göhre, ist dabei vielleicht die größte Überraschung. Göhre ist ein Klassiker, vielleicht DER Klassiker des Noir made in Germany; ein Autor, der kleinen Gangstern, gefallenen Ladys und gebrochen Polizisten literarisch eine Stimme gibt, und das im Klang so authentisch wie formal experimentell. Den Rowohlt-Machern war dieser Autor wohl zu dreckig, sie haben ihn formlos ausgemustert und Pendragon überlassen.

Interessant ist auch »Das Hurenspiel« von Fred und Leonie-Claire Breinersdorfer. Fred B. ist ein etablierter Drehbuchautor, bekannt für »Tatorte«, Fernsehfilme und die Anwalt-Abel-Serie. Leonie-Claire B. ist seine Tochter. Den neuen Abel-Roman, der auf dem Fernsehfilm »Todesurteil für eine Dirne« beruht, haben die beiden zusammen geschrieben. Trotz der, sagen wir, etwas hausbackenen sprachlichen Umsetzung ein spannendes Experiment, weil die Abels in ihrem Gerichtsthriller Realität und Fiktion auf engagierte Weise verketten – und weil sie einen Link zwischen Fernsehen und Literatur herstellen, was im bildungsbürgerlichen Deutschland noch immer höchst ungewöhnlich ist.

Und dann ist da noch »Land der guten Hoffnung« von D.B. Blettenberg, der große neue Spannungsroman des Autors, der eine Literatur mit globaler Perspektive in Deutschland hoffähig gemacht hat. Blettenberg ist ein höchst lebendiger Klassiker der Kriminalliteratur. Bei Pendragon erscheinen seine Werke erstmals in einer sorgsam edierten Gesamtausgabe. Das spricht für sich. Keine Frage: Bei den Kleinen spielt die Musik.