Foto: Manfred Wegener

Watchdog

Um den Elften im Elften herum wird’s in Köln naturgemäß noch mal närrischer! Herausragende Beiträge zum rheinischen Frohsinn leisten stets die Jecken vom 1. FC Köln. Die Pressekonferenz, zu der sich Christoph Daum am 11.11. im St.-Elisabeth-Krankenhaus von Wolfgang Overath und Michael Meier genötigt sah, darf jetzt schon als ein Höhepunkt der neuen Session gewertet werden. Sie war jedenfalls noch irrwitziger als seine Entlassung während der WM 1990, nachdem Daum mit dem FC nur deutscher Vize-Meister geworden war. Wenn Daum nun aus gesundheitlichen Gründen den 1. FC nicht trainieren mag, so meint er damit gewiss erst an zweiter Stelle seine eigene Gesundheit.

Kardinal Lehmann hat ihn schon, Kardinal Meisner hätte ihn längst verdient, den Orden wider den tierischen Ernst, der alljährlich in Aachen als eine Art Bambi der Reaktion verliehen wird. Schließlich ist es ein Akt, der von viel Humor zeugt, die Entlassung des langjährigen Leiters der erzbischöflichen Pressestelle, Manfred Becker-Huberti, mit »Synergie- und Spareffek­ten« zu begründen. Denn der 61-Jährige wird noch bis zum Erreichen der Pensionsgrenze sein Jah­resgehalt von circa 300.000 Euro beziehen, zudem lässt er durch seinen Anwalt eine Schmerzensgeldklage prüfen. Sein Nachfolger ist das Opus-Dei-Mitglied Stephan Georg Schmidt, der natürlich auch seinen Sold sehen möchte, was den angestrebten Spareffekt behindern müsste. Ein anderer Synergieeffekt allerdings entsteht: Schmidt wird nicht nur Meisners linientreuer Sprecher, er wird auch noch Chefredakteur der Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln. Das verspricht eine interessante Berichterstattung im Blatt, wenn es um Belange eines Kardinals geht, der gerne mit heiteren Holocaust-Vergleichen und homopho­ben Einlassungen für Schlagzeilen sorgt.

Kein Karneval ohne den <b<WDR</b>, Kose­name: Du Ei. Die Intendanten­wahl geriet zum medienpolitischen Ascher­mittwoch, weil der Rundfunkratsvorsitzende Reinhard Grätz wie ein Sitzungspräsident in der Provinz agierte. Der SPD-Mann wollte seinem Rat die Kandidaten so lange wie möglich vorenthalten, am liebsten bis nach der Wahl. Dabei hatte Grätz begnadete Talente in der Bütt: den amtierenden Intendanten Fritz »Ich kann noch!« Pleitgen, ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender, NDR-Justitiar Werner Hahn, Intendant Fritz Raff vom Saarländischen Rundfunk, WDR-Hörfunkchefin Monika Piel, NRW-Filmstiftungschef Michael Schmid-Ospach. Manche verabschiedeten sich wieder aus dem Kandidatenkreis, weil sie keine Mit­bewerber duldeten, andere waren plötzlich privat verhindert, wieder andere hatten Ärger wegen dubio­ser Verträge mit dem dubiosen Jan Ullrich. Ob die Wahl tatsächlich am 20. November stattfand und ob es, wenn ja, auch einen Sieger gab, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.

Das Rosenmontagsmotto 2007 lautet: »Mir all sin Kölle!« Bis auf die Mitarbeiter des Kölner Verlags M. DuMont Schauberg, die das Angebot ihrer Verlagsführung annehmen und mit einer Abfindung von 65.000 Euro plus 2.000 Euro pro Jahr Betriebszugehörigkeit ver­schwinden. Beim Kölner Stadt-Anzeiger sollen so die Personalkosten ohne Kündigungen gesenkt werden. Damit sich das Niveau der Zeitung nicht senkt, sind auch Mitarbeiter in der Verwaltung und Führung herzlich eingeladen, die Kohle in die Tasche und den Koffer zu packen.