Schwarzlicht

Es gibt Bücher, die liest man am besten »zwischen den Jahren«: Geschichten aus den Alpen zum Beispiel, in denen man den Schnee unter den Stiefeln knirschen hört, durch die der Wind pfeift, bei denen Gedanken aufkommen an die Endlichkeit und Vergeblichkeit, aber auch die Großartigkeit des Lebens. »Die Süße des Lebens« von Paulus Hochgatterer ist so eine Geschichte.

Hinter den Fassaden der Kleinstadt

In Furth, einer Kleinstadt irgendwo in Österreich, stirbt ein alter Mann, dem jemand mit dem Auto in weihnachtlicher Eiseskälte so über den Kopf fährt, dass er platt am Boden klebt. Die Enkelin, die sich über das Fernbleiben des Großvaters wundert, findet die Leiche – und spricht fortan kein Wort mehr. Natürlich fragt sich die ganze Stadt, wer den unbescholtenen Sebastian Wilfert getötet haben könnte. Da kann es sich, denken alle, ja wohl nur um einen Unfall handeln. Dann aber liefert die Spurensicherung den Beweis, dass der Alte gezielt getötet wurde. Und plötzlich erscheint die ganze Stadt, das ganze Leben in einem anderen Licht: Die Tiermordserie, über die die Further sich schon lange wundern. Der Mann, der seinen Kindern die Glieder bricht. Das Schweigen des Mädchens, das vielleicht den Täter identifizieren könnte. Und sogar das Gleißen des Schnees, der so manches Indiz schluckt, so lange zumindest, bis er wegzuschmelzen droht.

Reise nach Furth

Paulus Hochgatterer, geboren 1960, ist Psychiater und Schriftsteller; er lebt und arbeitet in Wien. Allein die sorgfältig-sorgsame Art, wie der Autor mit seinen Haupt- und vor allem den Nebenfiguren umgeht, ist die winterliche Lese-Reise nach Furth wert. Hinzu kommen Sequenzen großartiger atmosphärischer Dichte und aphoristische Gedankensplitter von erhellender Tiefe. Kurz: Grandios konstruiert, genial erzählt, perfekt inszeniert.