Avantgardist im La La Land

Der Filmclub 813 zeigt eine Reihe mit Filmen von Brian De Palma

Je länger sich das hinzieht mit der Filmgeschichte im Allgemeinen und mit Hollywood im Besonderen, desto klarer wird, was für eine singuläre Erscheinung Brian De Palma ist. Er ist Avantgardist, Bilderbedenker und Ikonoklast, ein Genre-Hochbeschleuniger, der wie Sand im Getriebe der La-La-Land-Maschinerie wirkt.

 

Der 76-Jährige hat in seinem mittlerweile mehr als ein halbes Jahrhundert umspannenden Schaffen wahrscheinlich mehr versucht als jeder andere Hollywood-Regisseur seiner Generation — und dafür auch entsprechend einstecken müssen. Kaum ein anderes US-Filmwerk der Nachkriegsjahre -bietet eine derartige Achterbahnfahrt aus Kassenfiaskos (»Fegefeuer der Eitelkeiten«, 1990; »Mission to Mars«, 2000) und Megahits (»The Untouchables«, 1987; »Mission: Impossible«, 1996). Der Filmclub 813 erweist diesem exzentrischen Genie von März bis Mai mit einer kleinen Retrospektive seine Reverenz.

 

»Hi Mom!« (1970) ist die erste Wendemarke in De Palmas Schaffen: Seine Underground-Phase endet hier, mit diesem Werk empfiehlt er sich für Studio-Projekte. Es zeigt eine lose Folge von manchmal absurden, manchmal hippen Scherzen und Situationen, mit denen De Palma sich über seine Klientel lustig machte — auf eine verschrobene Brecht’ianische Weise, fast Lehrstückhaft. Ebenfalls zum Tragen kommt hier De Palmas Liebe zur Pornographie, der er unter anderem noch in »Body Double« (1984) huldigen sollte, sowie sein Interesse am experimentellen Theater, dem er im selben Jahr mit seinem ersten Split-Screen-Exzess »Dyonisus in ’69« (Co-Regie: Robert Fiore und Bruce Rubin) ein Denkmal setzte und das Jahrzehnte später in »Redacted« (2007) noch einmal ein Meisterwerk prägen sollte.

 

Mit »Sisters« (1973) und »Carrie« (1976) entstanden dann jene Filme, welche das Hauptklischee über De Palma zementieren sollten: der Hitchcock-Epigon. Was nicht ganz falsch ist, allerdings denkt De Palma Hitchcocks Schaffen auf eine ganz radikal persönliche Art und Weise weiter. All die sexuellen Perversionen des britischen Melodramatikers und sämtliche seiner Neurosen, pures 19. Jahrhundert, werden hier auf den Stand eines US-Satirikers der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gebracht. Das Ergebnis ist ganz modern, mit einem Zug zum Camp und einem Wissen darum, dass dabei manchmal auch Trash herauskommt — das sind dann vielleicht die besten Werke.

 

Ab Do 9.3. bis Mai, Kino 813 in der Brücke. Infos: filmclub-813.de