Gewalt gegen Gewalt

Nate Parker zeigt in The Birth of a Nation einen Sklavenaufstand mit viel Pathos und in aller Brutalität

In jüngster Zeit hat kaum ein Film bei seiner Weltpremiere für solchen Wirbel gesorgt, wie vor einem Jahr in Sundance das Regiedebüt von Nate Parker über den Aufstand afroamerikanischer Sklaven in Virginia 1831. Die Verleihrechte waren am Ende des Festivals eine Rekordsumme von 17,5 Millionen US-Dollar wert, noch bevor der Film den Publikums- und den Jurypreis gewann. Eine Erfolgsgeschichte, wie gemacht für die Traumfabrik. Doch der Hype hielt nicht lange, bald tauchten Anschuldigungen gegen Parker und seinen Co-Autor Jean McGianni Celestin auf, 1999 im College eine Studentin sexuell missbraucht zu haben. Der Vorfall wurde nie aufgeklärt und Parker freigesprochen, doch Hollywood hat nicht vergessen. Und so überschatteten die Vorwürfe gegen den Künstler bald die Auseinandersetzung mit dem Film, die anfängliche Euphorie war bald verflogen. Bei den Oscars im Februar war »The Birth of a Nation« chancenlos. 

 

Womöglich liegt es aber auch daran, dass Parkers Film mit Abstand betrachtet doch nicht ganz die sehr hohen Erwartungen erfüllen kann. Die wahre Geschichte des talentierten Sklavenjungen Nat Turner bietet eine längst überfällige Perspektive auf die wenig ruhmreiche Frühgeschichte der Vereinigten Staaten. Turner wächst auf dem Gut einer relativ liberalen Familie auf, sieht aber als Wanderprediger die tagtäglichen Misshandlungen auf anderen Plantagen. Als die Gewalt der Weißen immer brutaler wird, beschließt Turner, den Worten seiner Predigten Taten folgen zu lassen und mobilisiert die Sklaven der Region zum Aufstand gegen die Unterdrücker.

 

Der Film zeigt diese Welt kompromisslos in aller Brutalität und historisch akkurat, doch er wirkt dabei, vor allem durch die Filmmusik und einige klischeehafte Nebenfiguren, bisweilen recht pathetisch. Parker, der diesen Kraftakt geschrieben, produziert und inszeniert hat und auch die Hauptrolle spielt, erhöht die Figur zu einer Heilsgestalt und einem Propheten, dessen Handeln moralisch letztlich nicht hinterfragt wird. Doch als wütender Ausdruck dessen, was die US-amerikanische Gesellschaft gerade umtreibt, ergänzt »The Birth of a Nation« Oscar-Gewinner »Moonlight« und Raoul Pecks Dokumentarfilm »I Am Not Your Negro« gut. Es ist, trotz einiger Makel, ein außergewöhnlicher und wichtiger Film.

 

 

The Birth of a Nation (dto) USA 2016,
R: Nate Parker, D: Nate Parker,
Armie Hammer, Penelope Ann Miller, Jackie Earle Haley, 120 Min. Start: 13.4.