CSS – Cansei De Ser Sexy

Von Deutschland aus betrachtet, kann man den Eindruck bekommen, Brasilianer seien überdurchschnittlich mit Talenten gesegnet. Alles scheint ihnen leicht zu fallen: Mit dem Ball dicht am Fuß tänzeln sie durch gegnerische Abwehrreihen; ihre Architekten schaffen aus den strengen Vorgaben deutscher Bauhauspioniere spielerisch-utopische Bauten; und ihre Musiker lassen die komplexesten Rhythmen und Melodien verführerisch leicht klingen.

Entgegen allen Klischees

Das beste an Cansei De Ser Sexy (Kurzform: CSS) ist, dass sie solchen Klischees gut gelaunt einen Strich durch die Rechnung machen. Ihre Rhythmen kommen eher holperig daher, ihre Sounds sind kantig, die Melodien schlicht. Als sie 2003 zusammen kamen, beherrschte, laut Bandlegende, nur der Schlagzeuger sein Instrument – halbwegs. Der Rest der Band fand erst über das Rumspielen im Proberaum die passende Rolle. Man nimmt sich daher auch nicht allzu ernst: Das erste Stück auf ihrer über Sub Pop vertriebenen internationalen Debüt-CD heißt »CSS Suxxx«. Ihr Bandname ist ähnlich ironisch: Auf Deutsch übersetzt bedeutet Cansei De Ser Sexy ungefähr »Genervt vom sexy sein«. Der Satz ist ein Zitat von Beyoncé Knowles, das die Band als völlig absurd empfand. Paris Hilton bekommt auf der CD auch ihr Fett weg – oder ist der Song »Meeting Paris Hilton« eine Hommage? Egal, die vier Frontfrauen von Cansei de Ser Sexy sind eher Schönheiten von nebenan als aufgebrezelte Diskodiven. Ihre Musik hätte man in den späten 70ern als Art-School-Punk bezeichnet – alle Bandmitglieder sind »eigentlich« Grafiker, Modedesigner, Filmemacher und ähnliches. Heute würde man wohl eher New Rave dazu sagen, wenn man darunter vom späten Punk beeinflusste Musik versteht, die keine Angst vor Elektronik und Tanzbarkeit hat.

Das soll weder herablassend noch negativ klingen. Wer so reizend auf den Punkt gebrachte und radikal zeitgenössische Hits wie »Alala« oder »Let’s Make Love and Listen to Death from Above« aus dem Ärmel schüttelt, gebührt der Erfolg. Um es mit Cyndie Lauper zu sagen: Für Mädchen (und Jungs), die einfach nur Spaß haben wollen.

Info:
Tonträger: CSS, »Cansei De Ser Sexy« (Sub Pup/Cargo), bereits erschienen
Konzert: Mi, 11.4., Gebäude 9, 21 Uhr (zusammen mit Tilly and the Wall)