4. Iranisches Filmfestival Köln

Die Beschreibung »bildgewaltig« ist eine Untertreibung für die meisten Filme, die das Iranische Filmfestival präsentiert. Das iranische Kino ist derzeit eines der aufregendsten der Welt, aber zugleich findet es fast nie den Weg in deutsche Kinos, daher gewinnt das Festival jedes Jahr mehr an Bedeutung. Die Bandbreite ist groß und reicht von kritischen Dokumentarfilmen über Arthouse bis zu Mainstream-Komödien wie »Italia Italia«.

 

»Darkened Water« macht aufmerksam auf die desaströse Verschmutzung des Wassers in einem 2500 Jahre alten unterirdischen Tunnelsystem, das Wasser aus mehreren Quellen in die Stadt Yazd leitet. Schuld ist ein Gewirr von Bürokratie und Korruption. Geschickt verbindet Regisseur Alireza Dehqan spektakuläre Bilder des Tunnelsystems und der Landschaft mit nüchternen Interviewsequenzen zu einem filmischen Appell zur Rettung des Baudenkmals. »Darkened Water« läuft zusammen mit dem filmisch deutlich schlichteren »Lonely Lake« von Mohammed Ehsani über das Austrocknen des Urmiasees.

 

Die Brücke zwischen den Dokumentarfilmen und den Spielfilmen des Festivals schlägt die restaurierte Fassung von »Close Up« des im Juli 2016 verstorbenen Abbas Kiarostami: Darin greift er eine Zeitungsnotiz über einen arbeitslosen Drucker auf, der sich gegenüber einer wohlhabenden Familie als der bekannte Regisseur Mohsen Makhmalbaf ausgibt.
Kiarostami reinszeniert die Geschichte mit den wahren
Akteuren.

 

Der neuste Film des iranischen Arthouse-Starregisseurs Reza Mirkarimi, »Daughter«, handelt von einem Trip der Tochter eines Raffineriearbeiters aus der Provinzstadt Abadan. Gegen den Willen ihres Vaters fliegt sie zur Abschiedsparty einer Freundin nach Teheran, wutentbrannt fährt der Vater hinterher. Wie »Daughter« wird auch das Langfilm-Debüt »Another Time« der Regisseurin Nahid Hassanzadeh von Frauen getragen. Somayeh bekommt ein Kind, während der Vater wegen Protesten gegen nicht gezahlte Löhne im Gefängnis sitzt. Als seine Freilassung ansteht, nimmt Somayehs Mutter das kleine Kind und will es aussetzen, bevor ihr Mann es zu sehen bekommt. Während »Daughter« also von der Rebellion der Tochter gegen den Vater erzählt, zeigt »Another Time« die tiefe -Verinnerlichung des Patriarchats auch durch die Frauen in Somayehs Familie.

Text: 

 

Mi 24.5.–So 28.5., Filmforum im Museum Ludwig. Zahlreiche Regisseure werden während des Festivals anwesend sein. Infos: iranian-filmfestival.com