Menschen mit Bildern

Selbstverständlich, so dürfte es in jeder offziell-musealen Verlautbarung heißen, selbstverständlich ist die Fotografie längst eine gleichrangige Kunstform neben Malerei, Skulptur undsoweiter. Wo und wie sichtbar aber ist die Fotografie in einem Haus wie dem Museum Ludwig, das mit 70.000 Aufnahmen über einen ebenso umfangreichen wie qualitätvollen Bestand verfügt? Abgesondert und sparsam, lautete die kurze Antwort.

 

Meistens in kleinen Kabinetten und Seitenräumen hängen die konservatorisch oft heiklen, lichtempfindlichen Lichtbilder. Eher versteckt als ausgestellt und kaum einmal auf Augenhöhe, im direkten Kontakt mit Malerei oder Skulptur sind sie zu sehen. Versteckt im Obergeschoss, hinter den Expressionisten liegt auch der neue Fotoraum des Museum Ludwig, der eigentlich ein alter ist, er diente auch früher schon für Ausschnittspräsentationen der fulminanten, die ganze Geschichte der Fotografie abdeckenden Sammlung.

 

»Henri Cartier-Bresson und Heinz Held: Menschen mit Bildern« heißt die kleine, konzentrierte Auftaktschau. Sie stellt den Großmeister des »entscheidenden Augenblicks«, des durchkomponierten Schnappschusses Cartier-Bresson (1908–2004) neben den weniger bekannten Kölner Heinz Held (1918–1990). Auch er ein Fotograf des Alltäglichen, Momentanen, ohne jedoch Dichte und Zuspitzung, das Groteske und Großartige seines Vorbild Cartier-Bresson zu erreichen. Sentimentaler, anekdotischer, etwas distanzierter erscheinen seine Aufnahmen. Reizvoll ist der Vergleich, da von beiden Arbeiten zum Thema des Bildes im Bild ausgesucht wurden, lehrreich ist der Blick auf verschiedene Abzüge eines Motivs bei Cartier-Bresson.

 

Begrüßenswert ist dieser Fotoraum jedenfalls (schweigen wir vom angeschlossenen, ziemlich lieb- und einfallslosen pädagogischen Foto LAB), damit Szenen, wie jene kürzlich erlebte, bald Vergangenheit sein mögen: Ein Paar mittleren Alters, sie ist ihrem Begleiter voraus, schaut kurz in ein Kabinett, ohne es zu betreten, und kehrt rasch zu ihrem Mann zurück. Der fragt, »Is da nix drin?« »Fotos«, antwortet sie. Als wäre das tatsächlich nichts, ziehen beide davon.