Die Sammlung Schönecker

Das in Köln beheimatete Filmkundliche Archiv Leo Schönecker gehörte zu den berühmteren Sammlungen seiner Art in der alten Bundesrepublik, auch wenn sich heute daran kaum jemand erinnert. Dabei hatte der 2013 verstorbene Schönecker unter seinen 1200 Filmen allerhand Kopien relevanter Werke, und das auch gerne mal als einziger hierzulande. Um nur ein Beispiel zu nennen: Der Franzose Philippe Garrel, mittlerweile auch hier unter avancierten Cinephilen kanonisch, wurde von Schönecker schon in den frühen 70er Jahren als Großmeister der Moderne erkannt, weshalb sich mehrere seiner Frühwerke in seiner Sammlung befinden, da-runter »Les Hautes Solitudes« (1974) mit und über Jean Seberg — und mit Garrels damaliger Lebensgefährtin Nico. Zudem trat Schönecker auch als nichtkommerzieller Verleiher in Erscheinung; der wohl berühmteste Film, um den er sich so kümmerte, ist die deutschsprachige Fassung von Alain Resnais’ »Nacht und Nebel« (1956).

 

Beginnend im Juni gewährt das Filmforum im Museum Ludwig auf Initiative von Joachim Steinigeweg vom jfc Medienzentrum einen Einblick in Schöneckers analoge Schatzkammer, die in den Besitz seiner Witwe übergegangen ist. Über die Auswahl kann man sich natürlich streiten: Ken Loachs »Raining Stones« (1993) oder Michelangelo Antonionis »Die Nacht« (1960) zum Beispiel bekommt man auch sonst zu sehen. Aber es gibt auch viele Raritäten und Fundamentalwerke zu entdecken: »Malatesta« (1969), Peter Lilienthals knarzigen Versuch über ein Anarchistenleben zum Beispiel oder Bernd Schwamms spröd-sensibilistische Geschwisterliebefantasie »Der Paradiesgarten« (1970). Ein langer Abend wird den leider viel zu selten gezeigten Werken von Danièle Huillet und Jean-Marie Straub gewidmet: der Böll-Aneignung »Nicht versöhnt oder Es hilft nur Gewalt, wo Gewalt herrscht« (1965), der Bruckner-goes-Fassbinder-Collage »Der Bräutigam, die Komödiantin und der Zuhälter« (1968), sowie der kongenialen Schönberg-Adaption »Moses und Aaron (1974). Bleiben wir bei herausragenden Musikfilmen: Der Tourfilm »Bird on a Wire — Leonard Cohen« (1974) ist ein Anti-Klassiker des Direct-Cinema-Dokumentarfilms, gestaltet vom großen Exzentriker Tony Palmer. Die Liste ließe sich mühelos fortführen.

 

Fr 9.6.–So 17.12., Filmforum im Museum Ludwig. Infos: filmforumnrw.de