Ein neues Planungsfenster

Baudezernent Franz-Josef Höing wechselt nach Hamburg — und Köln hat das nächste Problem

Köln muss noch den aktuellen Sachstand des Bühnen-Desasters verkraften, da kommen schon die Horrormeldungen vom Römisch-Germanischen Museum — und jetzt auch noch das: Franz-Josef Höing, Dezernent für Stadtentwicklung, Planen und Bauen, wechselt auf den renommierten Posten des Hamburger Oberbaudirektors. In Köln wird derweil eines der wichtigsten Ämter vakant. Planen und Bauen, das heißt: Wohnungsnot lindern, Bevölkerungswachstum managen, trotzdem Baukultur sichern. 

 

Es gibt starke und schwache Dezernenten. Höing gehörte zu den fleißigen. Doch mit dem Bau von Wohnungen, Kitas und Schulen kam er nicht hinterher, denn die Probleme der Gebäudewirtschaft hatte er geerbt. Er habe zu viel vor der Brust, hieß es oft im Rathaus. Ende vergangenen Jahres entzog der Rat ihm auf Initiative von CDU und Grünen die Zuständigkeit für den Verkehr. Tatsächlich verband man die dringende Verkehrswende nicht mit seinem Namen.

 

Zu Höings Verdiensten gehört die verbesserte Bürgerbeteiligung, auch bei Großprojekten, mit denen er hauptsächlich beschäftigt war. Doch er habe sich, so hört man, zu sehr auf die »Jahrhundertprojekte« (Höing) kapriziert oder kaprizieren müssen: Mülheim-Süd, Parkstadt Süd, Deutzer Hafen sollen die wachsende Stadt mit ausreichend Wohnraum versorgen. Höing dachte groß — und musste es auch. Kleinere Projekte gerieten dabei oft aus dem Blick.

 

Auf Kritik stieß etwa seine Entscheidung für den Neubau am Rudolfplatz. Höing fehle das baukulturelle Bewusstsein im Kleinen, hieß es da. Doch anderseits warf man Höing überkandidelte Qualitätssicherung vor, weil er einen Architektenwettbewerb für ein Kiosk am Rheinboulevard forderte.

 

Die Reform der Gebäudewirtschaft hat OB Henriette Reker angekündigt, aber mehr ist erst im Herbst zu erfahren. Dann sollen auch die vielen problematischen Kulturbauten in die Obhut der Gebäudewirtschaft gegeben werden, und damit ins Dezernat für Stadtentwicklung, Planen und Bauen, für das nun eine neue Leitung gesucht wird. Um es in der Sprache des scheidenden Dezernenten zu sagen: »Es öffnet sich ein Planungsfenster.«

 

Vor allem aber hat Köln nun ein neues Problem. Es ist ein offenes Geheimnis, dass auch hoch dotierte Ämter in der Stadtverwaltung nicht attraktiv sind. Nach langer Suche wurde das Umwelt- und Sozialdezernat mit einem Quereinsteiger besetzt. Der neue Stadtdirektor bringt der Einfachheit halber gleich seine Kollegin mit, die Verkehrsdezernentin wird und der man am liebsten gleich noch das Wirtschaftsdezernat dazugepackt hätte. Auch dessen Leitung ist schließlich vakant, seit die Dezernentin Ende März vorzeitig ausgeschieden ist. Höings Lücke zu schließen, wird nicht einfach werden.

 

In Hamburg folgt Höing zum November auf Jörn Walter, der 18  Jahre lang Oberbaudirektor war. Im Vergleich zur Kölner »Bühnen-Havarie« (offizielle Sprachregelung) ist Hamburg der sichere Hafen. Der Fall Elbphilharmonie ist im Gegensatz zur Kölner Oper schon ad acta gelegt. Er wird sich um die »HafenCity« kümmern, auch so ein Jahrhundertprojekt, wie Höing es mag.