Trotz Moos nix los: Kölner Rolltreppe im Rentenalter, Foto: Dörthe Boxberg

Ein Treppenwitz

Stehende Rolltreppen sehen traurig aus — aber sie sind die Zukunft

 

Wenn Sachen kaputtgehen, dann alle auf einmal. So war es in den vergangenen Wochen auch mit den Rolltreppen: Ob am Friesenplatz, Rudolfplatz, Neumarkt, oder Deutzer Bahnhof — was rollen sollte, stand still. Keine bequeme Fahrt mehr, bei der man den Blick verträumt über die U-Bahn-Kacheln oder die Schuppen des Vordermanns schweifen lassen könnte, stattdessen fluchende Eltern, die Kinderwagen über Stufen wuchten, und ältere Herrschaften, die aufschnaufend pausieren.

 

Ja, das sei ein Problem, hört man aus dem Amt für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau. Aber wer ist schuld? Zumindest auch: die Witterung. Denn neben Vandalismus und »Fremdkörpern in den Stufen« mache den Außentreppen Schnee und Streugut zu schaffen. Viele Rolltreppen stammen aus den 80er Jahren und sind aus »unverzinktem Stahl«. Sie rosten. Bis 2025 müssen im gesamten U-Bahn-Netz 27 sogenannte Fahrtreppenanlagen erneuert werden. Das ist teuer: Durchschnittlich 350.000 Euro kostet eine neue Treppe.

 

An der Ebertplatz-Passage stehen die Rolltreppen deshalb schon seit Jahren still, und auch am Heumarkt will die Stadt nichts mehr tun. Lohnt sich nicht. Zu teuer, zu wenig genutzt, heißt es. Also, letzte Warnung: Wenn die Rolltreppe zur Passage in Richtung Pipinstraße noch mal ausfällt, dann wird nicht mehr repariert! Außerdem soll ja bald die Ost-West-Achse gebaut werden.

 

Àpropos U-Bahn-Bau. Im Dezember hat die KVB zugegeben, dass die Nord-Süd-Bahn vom Breslauer Platz bis nach Raderthal nicht vor 2025 fahren wird. Vielleicht sogar noch später. Der Gutachter braucht noch mehr Zeit, um Beweise zu sichern, weil beim Bau ja das Stadtarchiv eingestürzt war. Die Älteren erinnern sich: Das war anno 2009. Sollte also 2025 die Nord-Süd-
Bahn fahren, wäre das 19 Jahre nach Baubeginn.

 

Ein Vorschlag zur Güte: Wenn die Stadt keine U-Bahnen bauen kann, ja, nicht mal fähig ist, Rolltreppen instandzuhalten — warum nicht alles oben lassen? Mit unterirdischen Projekten lässt sich doch schon lange nicht mehr punkten: Selbst die KVB zählt mittlerweile den Ausbau des Car-Sharings und die Leihräder zu ihren Erfolgen.

 

Sicher, schön war’s mit den Rolltreppen — jedenfalls, wenn sie rollten. Aber ihre Zeit ist 125 Jahre nach ihrer Erfindung abgelaufen.

 

Wie’s nun mit den altmodischen »Fahrtreppenanlagen« weitergehen muss, zeigt München: Auf den Rolltreppen zur Maximilian-Passage wuchern meterhohe Büsche! Ein solcher urbaner Dschungel stünde auch Köln gut: Künstler könnten in die stillgelegten U-Bahnhöfe einziehen und »kreative Zwischennutzungen« mit ökopädagogischem Rahmenprogramm oder unterirdisches Urban Gardening entwickeln. Naturkundliche »Erlebnis-Biotope« für die Kleinen: Pilze, Flechten, Moose lassen Kinderaugen leuchten.

 

Für die oberirdische Mobilität bräuchte es dann neue Ideen. Gibt’s aber längst: Die ersten Rolltreppen waren ebenerdige Förderbänder und hießen trottoir roulant. Im Jahr 1900 transportierten die »rollenden Gehwege« die Besucher der Pariser Weltausstellung durch die Gegend. Wäre das nicht eine Alternative für die Ost-West-Achse?