15 Minutes of Fame

Performance folgt auf Musik, Tanz auf Ausstellung, Lesung auf Schauspiel — beim Festival »fünfzehnminuten« in der Studiobühne wirbeln die Formate durcheinander. Eigen ist allen: Ihre Produzenten sind noch nicht in etablierten Strukturen angekommen. Wie wichtig ein solches Festivals für den hiesigen Theaternachwuchs ist, sieht man daran, dass auch in diesem Jahr innerhalb kürzester Zeit alle Programmplätze belegt waren. Rein schaffen es die ersten sechzig Bewerbungen. Das Prinzip: Zufälligkeit als Garant für Vielfalt.

 

Erstmals gewagt hatten Leiter Dietmar Kobboldt und Dramaturg Tim Mrosek von der studiobühneköln dieses Experiment Anfang 2013. Ohne Kuratoren — also ohne Bewerbungsbarrieren — initiierten sie ein Festival für den Nachwuchs. Als Vorbild diente ihnen das 100°-Festivals des Berliner HAU. Während dort die Produktionen eine Stunde lang sein dürfen, gilt in Köln: 15 Minutes of Fame. Dann sind die nächsten dran.

 

Heraus kommt eine zufällig zusammengewürfelte Mischung aus professionell und amateurhaft. Der charmante Überraschungseffekt, den das mit sich bringt, wirkt: Drei Tage lang fließen Besucherströme munter durch das Theater. In drei technisch identischen Räumen können sich die Zuschauer nach dem Prinzip des »Plug and Play« einstöpseln. Im Café wird rege diskutiert, Kaffee oder Kölsch getrunken, gespielt wird bis in die Nacht. Natürlich hofft jeder Künstler auf den Gewinn, mit seiner dann ausgearbeiteten Inszenierung beim großen West-Off-Festival dabei zu sein. Während der letzten Ausgabe traf man dort auf die fiktive US-amerikanische Country-Sängerin Cindy Moped, die dank eines Au-pair-Visums mit ihrer Heavy-Metall-Band kreuz und quer durch die Republik tourte. Der aus Österreich stammende Performance-Künstler Franz Xaver Franz verschwurbelte sich lässig in einem Anmoderationsmarathon und das »Projekt Fxx.x (Radikale Akzeptanz)« untersuchte die Psychiatrisierung der Gesellschaft — anhand der Pressekonferenz von 1997, in der sich die Popgruppe TicTacToe öffentlich trennte.