Kinderarmut in Deutschland: Wird jetzt alles besser? Foto: Pixabay

Mehr Geld für Kinder

Der neue Koalitionsvertrag verspricht neue finanzielle Hilfen für Familien mit Kindern

Die einen jubeln, die anderen halten es für Augenwischerei: In der neuen Legislaturperiode sollen zusätzlich zwölf Milliarden Euro in familienpolitische Leistungen investiert werden. So steht es im Koalitionsvertrag. Darin vorgesehen ist unter anderem die Erhöhung des Kinderzuschlags, den Eltern bekommen, wenn ihr Einkommen nicht ausreicht, um auch den Lebensbedarf ihrer Kinder zu decken — und die Abschaffung der sogenannten Abbruchkante. Bis heute ist sie dafür verantwortlich, dass auch Geringverdiener ihren Anspruch auf Leistungen sofort verlieren, wenn ihr Einkommen nur ein paar Euro über die Grenze steigt. Können diese Maßnahmen allein die Situation von Familien in prekären Lebenssituationen verbessern?

 

»Kinderarmut ist in Deutschland oft ein Dauerzustand«, heißt es in der von der Bertelsmann-Stiftung herausgegebenen Studie »Armutsmuster in Kindheit und Jugend«. Demnach leben rund 21 Prozent aller Kinder mindestens fünf Jahre oder länger unter der Armutsgrenze: kein eigenes Zimmer, kein Internetzugang, kein Schwimmbadbesuch am Wochenende. Armut — das bedeutet für eine dreiköpfige Familie, mit monatlich 1400 Euro netto über die Runden zu kommen. Das sind ungefähr 1000 Euro weniger, als der Durchschnitt hat.

 

Aus diesem Grund fordert die Diakonie seit Jahren eine unbürokratische Grundsicherung für Kinder. »Die Einkommensschere zwischen wohlhabenden und armen Familien ist in den letzten 25 Jahren immer weiter aufgegangen«, sagt Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland. Was das für Kinder in armen Familien bedeutet, zeigt die »4. World Vision Kinderstudie« von 2017, eine deutschlandweit repräsentative Umfrage unter mehr als 2500 Kindern im Alter von sechs bis elf Jahren. Das Ergebnis: Kinder, die sich selbst als arm einstufen, beklagen zu wenig Zuwendung durch ihre Eltern, haben weniger Freunde und weniger Vertrauen in ihre schulischen Leistungen. Auch ihr Zugang zu Spielplätzen und zur Natur ist schlechter.