Routiniert gewuppt

Die Fantasy Filmfest Nights verzichten in

ihren besten Filmen auf Originalität

Die Fantasy Filmfest Nights sind das Methadonprogramm für die hiesigen Genrefilmsüchtigen. Zwischen zwei Fantasy-Filmfest-Durchgängen präsentieren sie ein Wochenende lang zehn Horror-, Fantasy-, Krimi- und Science-Fiction-Eigenwilligkeiten, die einen daran erinnern, wo Werke auch dieser nicht notwendigerweise immer familienfreundlichen Art hingehören: ins Kino und nicht direkt auf DVD oder ins Angebot der Streaming-Dienste. Die Auswahl ist wie immer ein instabiler Mix aus etwas Blödsinn, viel Mittelmaß und ein wenig Genie. In erstere Kategorie fällt »Brawl in Cell Block 99« von S. Craig Zahler, dem wahrscheinlich überschätztesten Newcomer der letzten Jahre. Um das Problem auf einen simplen Punkt zu bringen: Wenn jemand so lange für eine Exposition braucht, wie in den 50er Jahren ein ganzer Knastfilm lang war, dann ist der Regisseur a) definitiv unfähig und will b) mit ziemlicher Sicherheit Kunst machen, um vom Bürgertum gemocht zu werden.

 

Wahrhaft genrephile Seelen erfreuen sich an Filmen wie Kitamura Ryûheis »Downrange«: eine simple Situation — Teenies mit Autopanne geraten ins Fadenkreuz eines psychopathischen Heckenschützen —, kein metaphysisches Heckmeck, alles hier ist Raum und Bewegung, reine Gegenwart. »Downrange« ist ein blutiges Thriller-Gustostück, zwar nicht ganz frei von Prätention, getragen aber von einem klassisch inspirierten Regiehandwerksgeist. Sicherlich etwas prätentiös, aber dennoch gut goutierbar ist Coralie Fargeats »Revenge«, in dem ein Vergewaltigungsopfer sich ihre Peiniger vornimmt. Das Ganze erinnert entfernt an Michael Winners ehrfurchtgebietenden »Dirty Weekend« (1993), nur halt mit Stil-Attitude en masse.

 

Gestalterisch vielleicht am bodenständigsten ist der Actionkrimikracher »Control«, wie dessen Vorgänger »Dossier K.« (2009) zuverlässig gewuppt von Edelroutinier Jan Verheyen — keine Erleuchtung, aber gesunde Genrekost, die vor allem durch die Abwesenheit unbotmäßiger Originalitätsanmaßungen beglückt. Und dann ist da schließlich noch Lukas Feigelfelds DFFB-Abschlussarbeit »Hagazussa« (s. auch Seite 60), einer Hexenmär, dargebracht wie ein Trip durch das kulturelle Unterbewusstsein des Abendlandes. Hat immer dann Probleme, wenn die Personen sprechen (inkonsistente Dialekt- und Spracharbeit), aber das passiert glücklicherweise eher selten. Ein Extralob verdient die darstellerische Leistung der Schlange Sepp.

 

 


Infos: fantasyfilmfest.de