Michael Butter: »Nichts ist, wie es scheint — Über Verschwörungstheorien«

Waren Menschen auf dem Mond? Ist der Klimawandel eine Lüge? Verschwörungstheorien, der Glaube an einen geheimen Plan finsterer Mächte, faszinieren selbst Kritiker. Michael Butter liefert eine kompakte Einführung ins Thema, flüssig geschrieben, unaufgeregt im Ton. Man erfährt Überraschendes, etwa, wie oft Verschwörungstheorien akzeptierte Weltbilder sind. Im 19. Jahrhundert ging man in den USA von einer katholischen Unterwanderung aus, auch die Kommunisten-Hatz von McCarthy im 20. Jahrhundert galt zunächst als begründet. Und bis heute sind antisemitische Verschwörungstheorien vor allen in muslimisch geprägten Regionen Mainstream. Auch im Westen hängen viele Menschen kruden Theorien an, die eine Allmacht einzelner Cliquen behaupten und Komplexität in einem Freund-Feind-Schema auflösen. Verschwörungstheorien, so Butter, wurden aber auch für aufklärerische Interessen eingesetzt: Cicero argumentierte verschwörungstheoretisch gegen Korruption, ebenso wie später Abraham Lincoln gegen Sklaverei. Für Butter ist verschwörungstheoretisches Denken nicht immer pathologisch. Vielmehr wird es oft strategisch eingesetzt, wofür Donald Trump das beste Beispiel ist.

 

Suhrkamp 2018, 270 S. 18 €