In Fugen, Dreck und Wiesenstückchen kann man mit Gabeln stechen, wenn man das Plastikbesteck in Hunderter-Mengen in die Stadt trägt, um eben diese wie Fleisch damit zu traktieren.

Für ihre neue Performance »Forks in the city« wird die Kölner Künstlerin Angie Hiesl gemeinsam mit ihrem Künstlerpartner Roland Kaiser und sieben Tänzern, Schauspielern, Musikern an bestimmte Orte in Köln ausschwärmen und diese mit weißen Einweggabeln behandeln. Wo und wie genau das Partybesteck das Alltagsgelände als zubereitet und als Oberfläche markieren wird, das probt das Team noch. Aber die Idee klingt bezwingend in ihrer Einfachheit: mit den fragilen, rein praktischen, ob ihrer Ressourcenverschwendung etwas ekligen Dingern, den Gabeln, dem Komplex »Stadt« zu Leibe zu rücken, dieser umstrittenen, geliebten, gehassten, selbst auch fragilen und verschwendeten Materie. Wie man Hiesl & Kaiser kennt, werden sie das Gericht mit sinnlicher Poesie würzen und dem kritischen Ansatz »Wem gehört die Stadt?« eine seltsame, verrückte Schönheit abringen. 

Ob es die Stühle in fünf Meter Höhe an Häuserwänden waren, ein Rasenstück mit Bach in einem U-Bahn-Durchgang, Kleidungsstücke auf dem Ebertplatz, Plastikeimer am Westbahnhof, Plastikwasserflaschen am Rheinauhafen oder letztes Jahr, Zuckerkilopackungen auf dem Apostelnplatz bei »Fat Facts«: die wohldurchdachten Arrangements verleugnen nie ihre Kunsthaftigkeit und haben immer menschliche Mitspieler — die Performerinnen und Performer. Und natürlich das Publikum. Immer ist Bewegung in Hiesls Performances, sie ordnen, ordnen um, schaffen einen anderen Blick auf den öffentlichen Raum, mal sehr langsam, mal in einem Rennen.

Diesmal werden sie 24 Stunden aktiv sein, »long durational« im Fachjargon, eine Langzeitperformance. Das ist neu. Das wird heftig an die Energieressourcen gehen und wird die Performance auch dem einfachen Zuschauerkonsum entziehen. Damit die »Forks« nicht einmalig bleiben, sind nach ihrer Premiere am 15. August zwei weitere Termine in Köln und einer in Düsseldorf angesetzt.

Die Route mit genauen Zeitangaben wird im August veröffentlicht auf
angiehiesl-rolandkaiser.de