Kein Walzer mit Waldheim

Die Stadt hat Gespräche mit möglichen Betreibern des Filmhauses begonnen. Ein Kommentar

Kommt man am Filmhaus, einem ehemaligen Bahnhofsverwaltungsgebäude in Nachbarschaft zum Mediapark, vorbei, dann fällt zuerst das Gerüst auf, das die Fassade umhüllt. Seit September 2016 sind große Teile des Hauses aus dem späten 19. Jahrhundert für Sanierungsarbeiten geschlossen. Anfang 2019 soll endlich ein neuer Betreiber die Immobilie übernehmen. Die grundsätzliche Nutzungsmischung ist dabei von der Stadt Köln vorgegeben: Wie zuvor soll es Büros für Akteure der Filmkultur geben, ein Aus- und Weiterbildungsangebot im Bereich Film und ein »kulturelles Kino«. Was mit dieser etwas unglücklichen Formulierung gemeint ist (gibt es nicht-kulturelle Kinos?), ist wohl ein Filmprogramm jenseits des Mainstreams.

 

Das Kino ist so etwas wie das Aushängeschild des Hauses, schließlich ist es das, was die meisten Kölner mit dem Filmhaus assoziieren. Dass es dringend gebraucht wird, um eine Lücke im Filmangebot der Stadt zu schließen, zeigt schon ein kurzer Blick auf die Filme, die in den letzten Monaten komplett an der Stadt vorbeigegangen sind. Wer zum Beispiel im Oktober Ruth Beckermanns Dokumentarfilm »Waldheims Walzer« sehen wollte, wurde enttäuscht. Der Film über den ehemaligen Wehrmachts-Offizier, Generalsekretär der Vereinten Nationen und österreichischen Bundespräsidenten Kurt Waldheim könnte kaum zeitgemäßer sein, hat den Dokumentarfilmpreis der Berlinale gewonnen und hatte ein großes deutschlandweites Presseecho — in Köln zeigte ihn kein Kino. Auch nicht den chinesischen Film »An Elephant Sitting Still« von Hu Bo, der in Berlin dieses Jahr den Preis der Internationalen Filmkritik gewonnen hat. Der einzigartige portugiesische Film »A fábrica de nada«, der 2017 in Cannes ebenfalls von der internationalen Filmkritik ausgezeichnet wurde, lief lediglich ein einziges Mal in der Stadt. Das sind nur drei Beispiele aus dem Verleihkalender der letzten Wochen, die sich ohne Probleme fortführen ließen.

 

Dass das Filmhauskino diese Lücke zu einem Teil füllen kann, haben die Betreiber des hundert Plätze fassenden Saals bereits von 2012 bis 2016 gezeigt. »Das filmkulturell relevante Veranstaltungsprogramm«, dass sich die Stadt Köln für das Filmhauskino wünscht, wäre jedoch nur mit einer angemessenen Förderung zu bewältigen. Köln fehlt ein kommunales Kino — das ist eine nicht nur auf diesen Seiten schon lange und immer wieder geäußerte Klage. Eine Stadt, die Medienstadt sein will, es aber nicht schafft, in einem Kino eine kompetent kuratierte, durchgehende (mindestens zwei Filme am Tag) filmhistorische und –kulturelle Grundversorgung sicherzustellen, trägt diesen Titel nicht wirklich zu Recht.