»Nervöse Zeiten. Wie Emotionen Argumente ablösen«

von William Davies

 

Haben wir die Nase voll von Experten? Das behauptet zumindest William Davies, und der ist selbst einer. Er unterrichtet Soziologie in London, wo er sich den Grauzonen der politischen Ökonomie widmet. Nach einem Buch über die »Happiness Industry« geht es in »Nervöse Zeiten« um den Autoritätsverlust von Wissenschaft und Journalismus im Zeitalter von Trump und Brexit. Davies begegnet dem Phänomen mit Ideengeschichte. Er arbeitet heraus, wie die moderne Unterscheidung zwischen Emotion und Verstand sich seit dem 18. Jahrhundert entwickelt hat und warum sie sich gerade wieder verändert. Dabei rückt er den Körper und seine Affekte in den Mittelpunkt: Unsere Ängste und die daraus resultierenden Entscheidungen sind das Produkt eines realen körperlichen Unwohlseins und eben nicht mangelnder Informationen. An diesen fehlt es laut Davies ohnehin nicht, aber da sie nur von kurzer Halbwertszeit sind, ist es heute schwieriger, sie zu einer Expertise zu verdichten. Für Davies gibt es keinen Weg zurück — der politische Weg nach vorne funktioniere nicht über die bessere Statistik, sondern über das positive Gemeinschaftsgefühl von Humanität und Würde.

 

Piper, 384 Seiten, 24 Euro