Watchdog

Wenn der Freier mit ganz speziellen Wünschen zur Hure geht, muss er extra zahlen. 40.000 Euro war die Werbeagentur Flaskamp bereit zu zahlen, wenn der Kölner Stadt-Anzeiger seine Redaktion vorübergehend dem Bundeswirtschaftsministerium zur freien Verfügung überließe. Die Idee war, Staatssekretäre zu Redaktions­besuchen zu schicken und eine ­entsprechende Berichterstattung dann über Anzeigen zu honorieren. Der Stadt-Anzeiger tat das einzig Richtige und machte den Skandal öffentlich, und das Bundeswirtschaftsministerium tat das Üb­liche: Man werde die Vorwürfe »prüfen«.

Unnachgiebig, unbestechlich – das sind zwei der Un-Worte, die auch gerne auf die ARD-Moderatorin Sandra Maischberger angewendet werden, die über sich selbst sagt: »Wenn ich nicht mehr neugierig auf meine Gäste bin, kann ich auch meine Zuschauer nicht mehr neugierig machen.« So war man auch neugierig, wie neugierig sie auf ihre Gäste Wolfgang Schäuble und Erhard Eppler ist, die bei ihr am 11. September zum Kalenderblattthema »Im Banne des Terrors: Ist der Schrecken noch zu stoppen?« diskutieren sollten. Doch am Abend fehlte Eppler. War Maischbergers Neugier auf den alten SPD-Fahrensmann verloren gegangen? Nein, es war der Bundes­innenminister, der den Kontrahenten nicht wollte und dies der Redaktion mitteilte. Konsequenz der Verantwortlichen der preisgekrönten WDR-Produktion: Dann laden wir Eppler halt wieder aus. So kann die Un-Wort-Liste nun um ein paar neue Einträge ergänzt werden: unglaubwürdig, unseriös, unjournalistisch.

Der neuen WDR-Intendantin Monika Piel aber müsste dieses Gebaren gefallen, getreu ihrer unausgesprochenen Devise: Kuschen ist Trumpf! Da bastelt der WDR mit viel archivarischer Hingabe eine Huldigung zum Fünfzigsten von Harald Schmidt, weil dieser dafür nicht zur Verfügung steht. Aus Altmaterial und Kollegen-Statements schnitt sein Redakteur Klaus-Michael Heinz das Porträt »Harald Schmidt wird 50, will aber nicht feiern«, das zunächst im Ersten lief, dann im Dritten wiederholt werden sollte, aber nicht wurde. Die Intendantin höchstselbst hatte die Absetzung verfügt. Mit einer Begründung, die seherische Fähigkeiten offenbart: Die zu erwartende Einschaltquote sei zu gering. Mit diesem zweiten Gesicht an der Senderspitze könnte es jetzt ja nur aufwärts gehen, wäre der wahre Grund nicht ein anderer. Piel wollte die Wiederholung nicht, weil ihre Leibmoderatorin Bettina Böttinger (deren Quoten noch schlechter sind als die von Schmidt zu erwartenden) sich verunglimpft sah durch die Szene mit dem steinalten Schmidtschen Klo-Vergleich. Doch das alles beantwortet nicht die Frage, warum Monika Piel das von ihr verantwortete Programm offenbar erst sieht, wenn es über den Sender geht.

Lokale TV-Programme laufen gut. Darüber freut sich Andre Zalbertus, der vor zwei Jahren in Köln mit center.tv an den Start ging und nun weiterziehen wird, weitere Metropolen zu erobern. Knapp 75 Prozent seiner Kölner Anteile will Zalbertus verkaufen. Einen Interessenten gibt´s auch schon: Gemeinsam mit Germany 1 Media will der Verlag DuMont Schauberg einsteigen. Sollte der Einstieg nicht glücken, dann wird aus dem potenziellen neuen Eigner ein Konkurrent: TV Köln, so der Arbeits­titel des Projekts, für das alsdann eine 25-köpfige Redaktion aufgebaut werden soll. Ob Zalbertus das Ganze als freundliches Angebot oder feindliche Übernahme betrachtet, dazu äußert er sich derzeit nicht öffentlich.