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Hallöchen, Sahneschnittchen!

Der CSD: Nie war er so werbewirksam wie heute.

»hallöchen« grüßte das Springer-Kaufblatt von den Kiosk-Ständen der Stadt und wünschte »viel Spaß beim CSD«. Der inzwischen eingestellte Gratis-Ableger aus dem gleichen Hause avisierte ein großes »Homo-CSD-Spezial«, während der freigiebigere skandinavische Herausforderer mit dem selben Schicksal bereits Wochen im Voraus »jetzt jeden Mittwoch«, (wahlweise: »jetzt jeden Freitag«) über »Neuigkeiten zum CSD« informierte, um schließlich, zum krönenden Abschluss dieser gleichsam gleichgeschlechtlichen Info-Offensive, das offizielle Programmheft zu präsentierten: »Ein Produkt von...«
Was Produkt war und was Programm, ließ sich indessen verflucht schwer ausmachen – denn beides sah verdammt gleich aus.
Die »Produkte«: Mit dem schmissigen Szene-Schlagwort vom »Sahneschnittchen« warb ein europaweit operierendes Backwaren-Imperium aus Düsseldorf für gewöhnliche Amerikaner und Donuts – als »Rosamunde & Rosalinde« im exclusiven CSD-Doppelpack. Ein lokales Telekommunikationsunternehmen (eine Mutter, zwei Säuglinge, zwei Brüste = drei Nummern, zwei Leitungen, isdn) wünschte der »Communitycation« eine »schöne Party« und »den richtigen Anschluss«. Dazu versprach ein stadtbekannter Karnevalsausstatter mit Hilfe seiner Kostüme »Spaß ohne Ende – rund um den CSD«. Und wie der ortsansässige Vierrad-Produzent »Besser ankommen« will mit seinen Produkten bei den LiebhaberInnen von »Lack und Leder«, so wollten auch PolitikerInnen besser ankommen bei ihren Wählerinnen und Wählern.
Das »Programm«: PolitikerInnen jeder Couleur hielten Grußworte, acht plus eins an der Zahl: Von zwei Bundesministerinnen, einer Landesministerin, einem Regierungspräsident, einem Oberbürgermeister, drei BürgermeisterInnen sowie von einem Stadtsuperintendenten. »Ford« präsentierte seine neuesten Modelle auf dem Markt und war ebenso mit einem eigenen Paradewagen präsent wie »20 minuten«, »RTL«, »West« undsoweiterundsofort. Währenddessen verkauften »Kamps«-Filialen weiter fleißig ihr Partnerschaftsgebäck. (Beim Lokal-Konkurrenten von 1896 hatten die Croissants auch an diesem Tag keine Namen und schmeckten vielleicht gerade deshalb doppelt gut.) Passenderweise startete diese offene Sonntag-Verkaufsschau, genannt CSD-Parade, an den Hallen der Kölner Messe.
Schwule und Lesben trauten sich und sind mit dem Christopher Street Day endgültig angekommen – in der stinknormalen Waren-Welt: Consumer Street Day. Im Namen des Goldes: Alles ist gut!