Vorrückwärts

Kulturausschusssitzung 22.1.:

Beschluss des Theaterbeirats wird modifiziert, der Förderetat erhöht

Politik und Verwaltung haben den neuen Theaterbeirat offensichtlich ins Rennen geschickt, um ihn irgendwann zurück pfeifen zu können. Einstimmig beschloss der Kulturausschuss am 22. Januar, das auf Grundlage des neuen Förderkonzepts erarbeitete Votum der Jury (Förderung von zehn Häusern und Gruppen) nicht zu verabschieden. Die regierende CDU empfahl der Verwaltung unter Leitung von Kulturdezernentin Hüllenkremer das Votum gemeinsam mit dem Beirat zu überarbeiten. Bis zu einer Sondersitzung am 25. Februar soll eine Vorlage erarbeitet werden, die, so CDU-Sprecher Richard Blömer, »10 bis 15 weitere« Theater und Gruppen in die Förderung aufnimmt. Damit ist auch die angekündigte Etatkürzung um 25 Prozent vom Tisch. Vielmehr wolle die CDU im Rahmen der Haushaltsbeschlüsse (März 2002) eine Erhöhung der Fördersumme (derzeit 1,03 Millionen Euro) durchsetzen, sagte Blömer. Er sicherte zu, dass die zuletzt vom Beirat empfohlenen Fördersummen an zehn Häuser und Gruppen nicht unterschritten würden.

Jede Erhöhung des Förderetats der chronisch unterfinanzierten Theaterszene ist zu begrüßen. Die dem Votum zuwider laufende, zuletzt aber geplante Streichung der Mittel für das Arcadas-Theater etwa kann so verhindert werden; genau so wie einige andere, möglicherweise schmerzhafte Verluste. Trotzdem bleibt bei einer Erhöhung der Anzahl der Geförderten der Effekt der Mittelaufstockung fragwürdig. Zumindest so lange nicht klar ist, wie genau die zusätzlichen Gelder verwendet werden sollen: Nur im Bereich langfristiger Konzeptionsförderungen oder auch für die noch zu bestimmenden Projektförderungen - also dort, wo das im Konzept geforderte innovative Theater am ehesten her kommt? Mehr Geld in die Konzeptionsförderung zu stecken, mehr Häuser zu integrieren, läuft darauf hinaus, am Status quo festzuhalten, harte Schnitte zu Gunsten einer ästhetisch klarer profilierten Szene zu vermeiden. Denn wie hoch müsste die Summe sein, die auch bei einer Vielzahl von Geförderten eine sehr deutliche Staffelung der Zuschüsse erlaubt? Fünf, sechs, acht Millionen Euro? Wahrhaft realistisch, wer auf die hofft.

Richtiger wäre es, nur höchstens fünf weitere Gruppen und Häuser aufzunehmen (zum Beispiel, sofern sie Anträge gestellt haben, das Theater Tiefblau und die Orangerie) und die neue Summe qualitätsabhängig unter den dann fünfzehn Gruppen und Häusern klar nach Höhe und Dauer der Förderung zu staffeln. Und darüber hinaus am besten auch mehr als nur 25 Prozent der Gesamtsumme, wie derzeit vorgesehen, an interessante Projekte zu vergeben.

Zu guter Letzt stellt sich politisch wie verfahrenstechnisch noch die Frage, weshalb die CDU erst einer Verabschiedung des Konzepts im Rat zugestimmt hatte und auch die angekündigte Kürzung mittrug. Beides bildete die Grundlage des Beiratsvotums. Richard Blömer sagte während der Ausschussitzung, der Umschwung würde nicht nur wegen des Protests erfolgen. Die Theaterkonferenz und einzelne Häuser hatten den öffentlich formuliert. Man hat also selber nachgedacht. Das hätte aber auch sofort passieren können. Die Tradition weiß, dass es zwischen Szene, Politik und Verwaltung auch viele interne Verbindungen gibt, die in solchen Fällen gerne einmal bemüht werden. Hat\\\\\\\'s da etwa geklüngelt?

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