Lachen im finsteren Tal

Der Oscar-prämierte Film von Joel und Ethan Coen

Seit Jahren gehören Joel und Ethan Coen zu den versiertesten Handwerkern Hollywoods. Das ist im Grunde unbestritten, nur fällt es manchmal schwer zu sagen, welchem Zweck sie ihre Talente widmen. In ihrem neuesten Werk, der Cormac McCarthy-Verfilmung »No Country for Old Men«, erzählen sie von unserer gewalttätigen Welt. Es ist eine düstere Geschichte, in der die »Stunde der Komödianten« alle paar Minuten schlägt. Warum das so ist, ist das eigentliche Rätsel dieses Films: Brauchen wir das befreiende Gelächter, um dem Schrecken ins Auge blicken zu können – oder nehmen die Coens ihren Stoff einfach nicht ernst?

»No Country for Old Men« beginnt mit einem Sonnenaufgang über der amerikanischen Prärie. Der Erzähler, ein im Dienst ergrauter Kleinstadtsheriff, sinniert über die alten Zeiten, in denen Gesetzeshüter noch ohne Waffe ausgekommen sind. Er selbst habe einmal einen vierzehnjährigen Mörder verhaftet, der zur Begründung nur sagte, er hätte schon immer jemanden töten wollen. Der von Tommy Lee Jones gespielte Sheriff versucht, das Böse zu verstehen und kommt gleichzeitig immer einen Schritt zu spät. Er ist die tragische Figur des Films.
Das filmische Monster begegnet uns gleich in der nächsten Szene: ein sphinxhafter Auftragsmörder (Javier Bardem), der sich kaum an seine Aufträge hält und stattdessen einem nur ihm bekannten Plan folgt. In der einen Hand trägt er einen zur Waffe umgebauten Hochdruck-Behälter, mit dem er nach Belieben Mensch und Material durchlöchert, in der anderen ein von einem riesigen Schalldämpfer gekröntes Gewehr.

Dank dieser grotesken Ausstattung säumen Leichen seinen Weg, jeden kann es treffen, der Zufall entscheidet über Leben oder Tod. In einer Szene erklären die Coens ihren Serienmörder zum »ultimativen Bösewicht«. Er ist die am offensichtlichsten allegorisch gemeinte Figur des Films.
Fehlt nur noch dessen tragikomischer Held, ein im Grunde ziemlich harmloser Vietnam-Veteran, der glaubt, sich der alles ergreifenden Gewalt entziehen zu können. Llewelyn Moss (Josh Brolin) ist zur falschen Zeit am falschen Ort, macht sich mit einem prall gefüllten Geldkoffer vom Schauplatz eines aus dem Ruder gelaufenden Drogendeals davon und spürt schon bald den Atem der Verfolger. Wird er überleben, wird der Sheriff ihn retten können oder wird der Killer ihn erledigen? Drei Männer gehen in »No Country for Old Men« durchs finstere Tal, und man wünscht sich, die Coen-Brüder wären ihnen ohne ihren leutseligen Galgenhumor gefolgt.

Info:
No Country for Old Men (dto) USA 07,
R: Ethan Coen, Joel Coen, D: Tommy Lee Jones, Javier Bardem, Josh Brolin,
122 Min. Start: 28.2.