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Ein Tusch auf Sabine Deitmer: Exakt zwanzig Jahre nach ihrem Sensationserfolg mit der männermordenden Geschichtensammlung »Bye-bye, Bruno« wird die Dortmunder Autorin mit dem Ehrenglauser-Krimipreis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Und das völlig zu Recht, schließlich ist sie nicht nur eine der Vorreiterinnen des Frauenkrimis made in Germany, sondern mittlerweile auch eine längst geschlechterübergreifend analysierende Gesellschaftsdiagnostikerin.

Die Zukunft des Genrestücks mit femininer Perspektive ist derweil längst eine Gegenwart, und die ereignet sich in Köln, wo sich die Handlung von gleich zwei so genannten Frauenkrimis abspielt: »Nacht ohne Schatten« von Gisa Klönne ist rund um eine fiktive, aber authentische S-Bahn-Halte­stelle namens »Gewerbepark« angesiedelt. Judith Krieger und ihr Assistent Manni müssen den Mord an einem Lokführer aufarbeiten; kurz darauf wird eine junge Frau aus einem Kellerverlies gerettet. Wurde sie als Sex-Sklavin gehalten? Die Fälle scheinen zusammenzuhängen. Ein korrekter (Sozio-)Krimi gegen sexuelle Gewalt – allerdings so lehrstückhaft, dass der Story darüber immer wieder fast du Luft ausgeht. Leider.

Pure Spielfreude scheint dagegen die Triebkraft hinter dem neuen Roman von Thea Dorn zu sein. »Mädchenmörder« erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die im Kölner Villensüden von einem Serienmörder entführt wird. Statt Opfer zu bleiben, wird sie zur Komplizin, und gemeinsam marodieren die beiden vergewaltigend und mordend durch Europa. Zu den ostentativ lancierten Pseudo-Tabubruch-Ekelszenen kann man stehen wie man will – gescheitert ist diese »Liebesgeschichte« deshalb, weil Thea Dorn nie die sprachlichen Mittel findet, um einen guten Kriminalroman aus der Sicht einer 20-Jährigen zu verfassen. Feminismus meets Houellebecq? Netter Versuch. Mit der Radikalität wagt die Autorin nur einen zaghaften Flirt, keine abgründige Affäre.