KrimiNews von Ulrich Noller

Inselkrimi, Allgäukrimi, Oldenburgkrimi – die abseitigsten Flecken in Deutschland müssen als Schauplatz für einen Regionalkrimi herhalten. Seinen Anfang nahm das Ganze in Köln: Anfang der 70er Jahre durch den Tatort-Erfinder Gunther Witte und irgendwann in den 80ern durch den Emons Verlag. Er spezialisierte sich auf »Neue deutsche Heimatliteratur«.
In der Schublade Köln-Krimi findet man nun jede Menge Glasperlen, aber auch manche echte. »Tödliches Karma«, der Köln-Krimi der Journalistin und Stadtrevue-Autorin Ingrid Strobl, rangiert irgendwo dazwischen: Die hervorragend recherchierte Geschichte einer Drogensüchtigen, die ihren Dealer erledigt haben soll, transportiert Wissenswertes über das Milieu, berichtet und ermittelt wird von einer Journalistin. Doch der lakonisch gemeinte Witz der Ich-Erzählerin zieht nicht, und die Geschichte wird (leider!) von der ihr eigenen politischen Korrektheit erdrückt. Krimi als Form des politisch engagierten Journalismus – das hat schon in den 80er Jahren nicht funktioniert.

Die »Kunstmörderin« hingegen, der Debütroman der Kölnerin Isabel Rohner, bedient sich der Welt des Werbemilieus, in dem verkannte Autoren sich verdingen müssen, manchmal auch als Detektiv. Kennt man ebenfalls aus den frühen 90ern, aber lustiger. Und dass dieser Roman als ironisches Spiel mit dem Genre daherkommt, geht nicht auf: Weil er nur ironisches Spiel betreibt, aber kein Genre erzählt, und das ist nun mal unabdingbare Arbeitsgrundlage eines Krimis.
Auch das Spiel mit den eigenen Erzählgrundlagen ist übrigens ein alter Hut, innovative Krimiautoren (Pouy, Pennac, Charyn) betreiben es seit Mitte der 80er. Wann kommt endlich ein durchdachter, zeitgemäßer Kriminalroman aus dieser für das Genre so perfekt geeigneten Stadt Köln?

Isabel Rohner liest am 2.9. im Severins Burg Theater, 20 Uhr