»Das könnt ihr euch gar nicht vorstellen«

Das Ehrenfelder Projekt »Jugend im Nationalsozialismus«

Wie war das eigentlich – als Kind in Köln zur Zeit des National­sozialismus? Im Theo-Burauen-Haus, einem Seniorenzentrum der Arbeiterwohlfahrt (AWO), wird am 4. Oktober um 14 Uhr die Aus­stellung »Erinnern, erinnern« eröffnet, die die Ergebnisse des Projekts »Ehrenfelder Jugend im Nationalsozialismus« präsentiert. In den letzten Monaten wurden Interviews mit sechs Bewohnern des Seniorenzentrums geführt, die ihre Jugend im nationalsozialistischen Köln erlebten. Eine Videoinstallation zeigt Mitschnitte der Interviews.
Das Besondere: Vier Mädchen im Alter von zehn bis zwölf Jahren aus der Jugendeinrichtung Frohnhofstraße waren an der Ausarbeitung von drei Gesprächen beteiligt. »Die Mädchen haben bei diesem sensiblen Thema erstaunliche Wachheit bewiesen«, lobt Peter Gotthard von der AWO. »Es gab lustige und traurige Momente, manchmal war es schon er­schreckend«, erzählt Marleen, eine der Projektteilnehmerinnen.
Eine Voraussetzung für die Interviewteilnehmer war eine Demenzerkrankung. »Demente Menschen leben oft in einer anderen Realität, viele in ihrer Jugend. Sie verlieren zwar zunehmend ihr Kurzzeitgedächtnis, zeitlich länger zurückliegende Erinnerungen sind dafür aber oft umso lebendiger«, erklärt Sophia Penther vom Theo-Burauen-Haus. Die Erinnerungen der 87-jährigen Margarete Kohnen sind beispielsweise stark von der Sorge um ihren Vater geprägt, der seine Meinung trotz des Nazi-Terrors nicht verschwieg: »Ich hatte solche Angst, dass sie den Vater auch ins KZ bringen würden. Das könnt ihr euch gar nicht vorstellen, wie das war.«
Neben der Videoinstallation werden auch Exponate des EL-DE Hauses ausgestellt, die das Leben von Jugendlichen im Nationalsozialismus zeigen. Um 16 Uhr beginnt eine Lesung für Menschen ab fünf Jahren aus »Irgendwie anders« von Kathryn Cave. Ab 18.30 Uhr stellen Gerd Christof-Shen und Michaela Schmidt das Buch »Nathan« von Christian Lollike vor, das an Lessings religionskritisches Werk angelehnt ist. Die Ausstellung wird bis Ende Oktober zu sehen sein.

Sa. 4.10., »Jugend im Nationasozialismus«,
Theo-Burauen-Haus, Peter-Bauer-Str. 2, 14 Uhr.
Weitere Infos unter www.awo-theo-burauen-haus.de