Foto: Manfred Wegener

Kein Schnaps mehr in Kalk

Seit Anfang 2009 ist Köln wieder um einen Veran­staltungsort ärmer: Gut acht Monate nach Eröffnung steht die Schnapsfabrik in Kalk vor dem Aus. Bereits kurz vor Weihnachten hatte ein Vertreter des Bauordnungsamtes nach oberflächlicher Begutachtung ein mündliches Nutzungsverbot wegen brandschutzrechtlicher Mängel erteilt.

Die Betreiber klagten beim Verwaltungsgericht, das Amt zog die Verfügung zurück – nur um am selben Tag eine schriftliche Variante einzureichen, inklusive einer Woche Räumungsfrist und einem Ordnungsgeld von 5000 Euro bei Zuwiderhandlung. Seitdem dürfen die Räume an der Neuerburgstraße weder genutzt noch betreten werden.

Linke Szene hart getroffen

Für die linke Szene in Köln ein harter Schlag: Angesichts eines fehlenden Autonomen Zentrums war die Schnapsfabrik einer der wenigen selbst­verwalteten und unkommerziellen Orte für Kunst, Kultur und Politik. Neben regelmäßigen Konzerten von Bands aus der Punk- und Hardcore-Szene, gab es ein Atelier, und alle zwei Wochen eine »Volxküche«.

Während des Anti-Islamisierungs-Kongresses im September diente die Fabrik zudem als Convergence Center. Die in einigen Foren geäußerte Vermutung, die Stadt wolle nur ein unliebsames Projekt mit vorgeschobenen Gründen aus dem Weg räumen, hält man im Umfeld der Schnapsfabrik jedoch für Spekulation.

Derzeit prüft der Vermieter eine Umnutzung des Gebäudes als Wohnraum – die Tage als Konzert- und Versammlungsort scheinen somit gezählt. Trotzdem: Aufgeben wollen die Schnapsfabrikler noch nicht. Am 31. Januar lädt die Kampagne »Pyranha« zur Solidaritätsdemo ein.