Foto: Bettina Stöß

Jan Bosse inszeniert Büchners »Leonce und Lena«

Beim Gipfeltreffen der wichtigsten Inszenierungen, dem Ber­liner Theatertreffen war er schon mehrfach geladen. Seit der Spielzeit 2007/08 ist er Hausregisseur am Berliner Maxim Gorki Theater: Der Regisseur Jan Bosse zählt zu den angesagten Theaterre­gisseuren, die an wichtigen Häusern inszenieren, aber keineswegs mehr Newcomer sind. Nun wird er in Koproduktion mit dem Gorki Theater in Köln Büchners einziges Lustspiel »Leonce und Lena« auf die Bühne bringen.

Büchners vielschichtiges und märchenhaftes Werk hat es in sich. Die skurrile Geschichte dreht sich um den reichen und gelangweilten Prinzen Leonce aus dem Königreich Popo und die Königstochter Lena aus dem Königreich Pipi. Beide fliehen vor der arrangierten Ehe – was sie aber erst recht zusammen führt. Das klingt ein bisschen altmodisch, steckt aber voller halsbrecherischem, anarchischem Wortwitz. Das Szenario ist für die Regie ein Balanceakt und verlangt nach sicherer Hand. Bosse hat bislang gerade mit den Klassikern Erfolg gehabt und sich von Anfang an durch den Mut zu großen Stoffen ausgezeichnet. Bereits in seiner Zeit als Hausregisseur in Hamburg am Schauspielhaus inszenierte er unter anderem Sophokles, Goethe, Molière, Tschechow und Beckett.

Bosses Aktualisierungen von Klassikern sind trotz ihrer bisweilen schnoddrig auftretenden Jugendlichkeit erstaunlich text­treu. Gerne verleiht er klassischen Stoffen vor allem in Sachen Tempo und Drive neue Dynamik. Das ist oft sehr unterhaltsam und muss sich manchmal den Vorwurf gefallen lassen, die Stoffe seien zu leicht genommen, bloß modisch verkleinert. Tatsächlich spießt Bosse die Spaßgesellschaft des 21. Jahrhunderts, aus deren Perspektive er die Klassiker betrachtet, ziemlich gnadenlos auf. Hinter dem Talent zur Komik, die auch den ausgewachsenen Klamauk nicht scheut, verbirgt sich letztlich eine skeptische Haltung. Die­se Mischung aus Komik und Zweifel oder gar Verzweiflung steht Büchners Ambivalenz äußerst nahe.