Kölner Kunstbibliothek: Ein anderes Archiv

Ihr Bestand umfasst derzeit 400.000 Bände, 800 Zeitschriften und Museumsperiodika, dazu Raritäten wie mehrere tausend Künstlerbücher und Buchobjekte von international bekannten Künstlern. Als eine der größten öffentlichen Bibliotheken zur Kunst und zur Fotografie in der Welt hat sie internationales Renommée: Hier forschen Wissenschaftler und Künstler, Museumsleute und Kuratoren, Kritiker und Journalisten – Kölner sowieso, andere kommen extra angereist.
Noch mehr? Mit ihrem Sammelschwerpunkt Fotografie – einer von dreien – ist sie heute eine der wichtigsten Fotobibliotheken Deutschlands. Überspringen wir weitere Sonderbestände und schließen mit dem angegliederten »Rheinischen Bildarchiv«, mit 750.000 Fotografien eines der größten Bildarchive zur Kunst und Architektur. Na? Die Rede ist von der Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln, kurz »KMB«, und wenn dieses Archiv irgendwann in einem Loch verschwindet, soll bitte keiner sagen, er habe nichts gewusst.
Denn das ist die andere, die kölsche Geschichte: Die 1957 gegründete KMB wird zwar von der Deutschen Forschungsgesellschaft gefördert, die ihre Bedeutung offensichtlich erkannt hat, aber in der eigenen Stadt vernachlässigt: Auf drei Standorte (Kattenbug, Museum Ludwig, Museum für Angewandte Kunst) und ein Notlager in der Komödienstraße verteilt, zwischen denen die Mitarbeiter mit Handwägelchen durch die Stadt hin und her wandern (!), platzt sie aus allen Nähten und hat zu wenig Arbeitsplätze. Jährlich kom­men 8.000 bis 10.000 Titel dazu, spätestens 2011 geht nichts mehr.
Nach jahrelanger Diskussion, die Bestände endlich an einem zen­tralen Ort zu versammeln, kön­nte man jetzt ernst machen: Ein toller Neubau für das Historische Archiv, in den auch die KMB mit dem Rheinischen Bildarchiv einzieht, sichtbar, zentral, präsent im öffentlichen Bewusstsein? Das wäre mal was! Bis dahin kann man nur um Aufmerksamkeit werben – oder etwas tun: Werden Sie Mitglied im Förderverein! Besuchen Sie die Ausstellungen der KMB! Oder den nächsten Dia-Vortrag der Direktorin Elke Purpus, nachdem Sie zumindest informiert sein werden. Kann man Kulturpolitik und Verwaltung dazu eigentlich zwangs­verpflichten?