Neue Perspektive

»Rekrutierungsphase« für Heroinmodell in Köln beginnt

Im Juli letzten Jahres beschloss der Rat nach langem Hin und Her endgültig die Kölner Teilnahme am bundesweiten »Modellprojekt heroingestützte Behandlung Opiatabhängiger«. Außer in Köln wird das als Medikamentenstudie angelegte Vorhaben in Bonn, Hamburg, Hannover, Frankfurt, Karlsruhe und München durchgeführt. Während in Bonn bereits im März mit der Heroinabgabe begonnen wurde, startet in Köln ab April zunächst die dreimonatige »Rekrutierungsphase«, in der die TeilnehmerInnen ausgewählt werden. 100 werden es insgesamt sein, von denen 50 mit Heroin und weitere 50, bei gleicher psychosozialer Betreuung, mit Methadon behandelt werden.

Heroin und Methadon im Vergleich

Die Zugehörigkeit zu den Gruppen wird per Losverfahren entschieden. Unter anderem geht es darum zu untersuchen, welchen Einfluss die soziale Betreuung im Verhältnis zur jeweiligen Medikamentierung auf den »Heilungserfolg« hat. Also ob eine heroingestützte Behandlung im Vergleich zu einer Methadonsubstitution tatsächlich erfolgversprechender ist. Eine Frage, die bei den Vorreiterprojekten in der Schweiz nicht hinreichend beantwortet wurde. Das Projekt richtet sich an Schwerstabhängige, die zurzeit nicht in Behandlung sind und bei denen andere Therapien nicht anschlugen. Außerdem sollen diejenigen berücksichtigt werden, bei denen eine aktuelle Methadonsubstitution keine Aussicht auf Erfolg hat.
Um die Betroffenen zu erreichen, hat das Kölner Gesundheitsamt einen Flyer erstellt, der in Zusammenarbeit mit den Drogenhilfeeinrichtungen verteilt werden soll. Teilnehmen kann, wer mindestens 23 Jahre alt ist, seit mindestens fünf Jahren heroinabhängig ist, einen Wohnsitz in Köln hat und die Bereitschaft, an den projektbegleitenden wissenschaftlichen Untersuchungen teilzunehmen. Im Juli soll dann unter Leitung der städtischen Kliniken mit der Heroinvergabe begonnen werden. Die Räumlichkeiten, ehemalige Büros des Gesundheitsamtes in der Lungengasse, werden zurzeit noch umgebaut. Dort werden die TeilnehmerInnen der »Heroingruppe« bis zu drei Mal täglich unter ärztlicher Aufsicht Heroin erhalten. SozialarbeiterInnen fungieren vor Ort als so genannte »Case Mangager« und unterstützen die TeilnehmerInnen bei der Neuorganisation ihres Alltags, der dann nicht mehr von der ständigen Suche nach dem nächsten Schuss bestimmt wird. Für die Kontrollgruppe wird die Infrastruktur der Methadonambulanz der Drogenhilfe, Auf dem Hunnenrücken, genutzt, jedoch zusätzliches Personal eingestellt.

Unverändert 50 bis 60 Drogentote

Für beide Gruppen werden die Hauptaufgaben der psychosozialen Betreuung zunächst darin liegen, den oft desolaten Gesundheitszustand der Schwerstabhängigen zu verbessern, ihre Wohnsituation zu stabilisieren, ihre Arbeitsfähigkeit wiederherzustellen und ihnen die Möglichkeit zu geben neue soziale Kontakte außerhalb der Drogenszene aufzubauen. Langfristig geht es darum die Abhängigkeit gänzlich zu überwinden. Dr. Herbert Berger, Drogenreferent der Stadt: »Eine unveränderte Zahl von 50 bis 60 Drogentoten in Köln pro Jahr zeigt, dass die bislang vorhandenen Maßnahmen nicht ausreichen. Wir hoffen mit dem Projekt, diejenigen zu erreichen, die bisher durchs Raster fallen.«

Info
Informationen zur Teilnahme am »Modellprojekt heroingestützte Behandlung Opiatabhängiger« sind im Gesundheitsamt und bei den Einrichtungen der Drogenhilfe erhältlich.
Ab dem 3.4. wird es montags bis freitags von 10 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 16.30 Uhr ein Informationstelefon (Tel. 221-25316) geben.
Weitere Infos unter: www.heroinstudie.de