Die Zukunft wird flach

Politik verwässert Förderkonzept, Beirat tritt zurück

So etwas sitzt: »Vom Kulturausschuss wurde handstreichartig eine Neuverteilung der Mittel beschlossen, die durch keinerlei fachliche Überlegungen begründet ist und offenbar bloßem politischen Kalkül folgt.« Die Zeilen stammen aus einer Presseerklärung des Theaterbeirats der Stadt von Mitte März. Darin teilte das erst vor einem knappen Jahr eingesetzte Gremium seinen sofortigen Rücktritt mit.
Der Grund: Ende Februar traf der Kulturausschuss gegen die Stimmen von SPD und Grünen eine endgültige Entscheidung. Der Etat 2002 für die Freien Theater wird um etwa 400.000 Euro aufgestockt und statt der geplanten zehn werden nun 18 Häuser und Gruppen institutionell gefördert. Die Mittelanhebung hatte der Beirat seit seinem Amtsantritt selbst mehrfach gefordert. Der Teilbeschluss aber, weitere acht Theater in die Förderung aufzunehmen, läuft frontal gegen das neue Förderkonzept und die Vorschläge des Beirats.

Gescheiterter Kompromissvorschlag

Der neue Förderplan sollte die Kölner Theaterszene strukturell reformieren. Prinzipien waren dabei Qualität vor Quantität, Schwerpunktbildung und überregionale Maßstäbe. Nachdem die CDU Ende Januar die Mittelaufstockung angekündigt und die Förderung weiterer zehn bis fünfzehn Theater gefordert hatte, legte der Beirat einen Kompromiss vor: Man benannte nur fünf weitere Gruppen und Häuser (drei davon aus dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendtheater), um so den Geförderten einen echten Gewinn aus der Etaterhöhung zu ermöglichen.

Freie Szene ist Verlierer

Diesen Vorschlag lehnten CDU und FDP jetzt ab. Ebenso die Theaterkonferenz, die sich als Sprachrohr der Freien Kölner Theater schlechthin versteht. Doch innerhalb der Konferenz gehen die Meinungen auseinander. Insbesondere Vertreter der Freien Gruppen kritisieren die jüngsten Entscheidungen heftig. Zu Recht: Ursprünglich setzte das Förderkonzept auf Innovation, und die ist vor allem Sache der Gruppen ohne feste Spielstätte. Doch sie stehen nach dem CDU-Beschluss eindeutig als Verlierer da. Kölns führende Performerin Angie Hiesl etwa wurde vom Beirat mit zusätzlichen 20.000 Euro bedacht. 15.000 davon wurden ihr jetzt wieder genommen.
Angeführt von Richard Blömer fühlte die CDU-Kulturpolitik sich berufen, statt der Freien Gruppen traditionsbewusste Häuser wie das Theater am Dom oder das Theater am Sachsenring zu fördern. Wichtige Exponenten der Freien Szene haben protestiert: der Regisseur André Turnheim, Angie Hiesl und Rosi Ulrich (Ex-Trash-Theater). Nutzlos, ohne Lobby.