Die European Kunsthalle geht ins Exil

Wenn nicht doch alles anders kommt, lautet die neueste schlechte Nachricht: Köln verliert zum zweiten Mal eine Kunsthalle. Das Ende der ersten, eröffnet 1967 am Josef-Haubrich-Hof in der kunstfreundlichen Ära Kurt Hackenberg, ist unrühmlich bekannt als »Kölner Loch«: Sie wurde 2002 abgerissen, ohne dass es ein seriöses Konzept und einen Etat für eine neue Kunsthalle gegeben hätte.

Während diese kulturpolitische Tollerei flugs mit Birne und Bagger vollstreckt wurde, scheint das Ende der »European Kunsthalle Köln« noch verhandelbar. Ende Oktober verkündete der Trägerverein, dass das Programm in Köln zum November 2009 eingestellt wird – und appellierte gleichzeitig Richtung Stadt, eine jährliche Grundförderung sicherzustellen sowie den Realisierungsplan einer neuen Kunsthalle zu erarbeiten. Im Klartext: Ohne Geld ist Schluss. Zumindest in Köln. Bis April 2010 bespielt das Programmteam den Projektraum des Goetheinstituts in New York.

Es mag sich munter einreihen in die lokalen Absurditäten, dass die Kölner Kunsthalle jetzt als European Kunsthalle in Amerika steht. Kulturpolitisch interessant ist, wie es dazu kam. Nach Abriss der städtischen Kunsthalle startete der Verein »Loch e.V.« in Privatinitiative das Gründungsvorhaben einer neuen Kunsthalle mit experimentellem Charakter, die, zunächst ohne Bauvorhaben, Modelle einer künftigen, zeit­gemäßen Institution erproben sollte und 2005 ihre Arbeit ­aufnahm. Zögerlich bewilligte die Stadt Projektgelder (laut Verein liegt der Anteil bei zwanzig Prozent), versprach im Kulturent­wicklungs­plan Grundförderung, drückt sich aber bis heute um ein klares Wort in der Frage: Sieht sie eine Kunsthalle noch als städtische Aufgabe?

Die European Kunsthalle hat mit ihrem Programm und umfangreichen Studien ein Modell vorgelegt, das international diskutiert wird. Warum die Vermittlung in die Stadt hinein weniger gut funktionierte und was aus dem Experiment »c/o Eberplatz« zu lernen ist, müsste man aus­werten. Programmleiterin Astrid Wege
ist mit der Reihe ­»Appearence« im Oktober ein überzeugender Schlusspunkt gelungen. Jetzt wird abgebaut. Endgültig? Das Thema Kunsthalle ist wieder oben auf der Tagesordnung.

»Wo ist eigentlich die Kunsthalle geblieben?« Eine Veranstaltung des ­Kölner Komment, mit einer Einführung von Harald Uhr und weiteren Diskus­sionsgästen, 2.12., Erfrischungsraum des Schauspielhauses, 19 Uhr.
Alle Infos zur European Kunsthalle auf www.kunsthalle.eu