Wahlkampf in Dings

Mit ihrem Kölner Spitzenkandidaten Mark Benecke

will »Die Partei« bei der Landtagswahl antreten

»Wir sind die Partei der extremen Mitte«, erklärt Martin Sonneborn feierlich. Das grenzenlose Selbstverständnis der Satire-Politiker zeigt sich perfekt an diesem Wahlkampf-Tag in Köln: Zum Interview laden sie ins schicke Renaissance-Hotel – die Wahlkampfveranstaltung »Trinker fra­gen – Politiker antworten« am Abend findet dann in der Punkerkneipe Q-Hof statt.

Der Bundesvorsitzende und ehemalige Titanic-Chefredakteur ist nicht alleine unterwegs – auch NRW-Spitzenkandidat Mark Benecke aus Köln ist mit dabei. Wie schon in Hamburg, als man auf die Popularität von Heinz Strunk und Rocko Schamoni setzte, zieht Die Partei auch bei der NRW-Wahl die Promi-Karte. Kriminalbiologe Mark Benecke ist aus Fernsehen und Radio sowie als Buchautor bekannt. Und der richtige Mann für Die Partei, findet Sonneborn: »Er spricht die Damen- und Herrenwelt an. Das sind hundert Prozent unserer Wähler, bis auf geringe Ausnahmen. Der ideale Mann, den wir dem angehenden Ex-Ministerpräsidenten Rüttgers entgegensetzen können.«

Je themenloser, desto flexibler

Gemeinsam mit Benecke möchte Sonneborn Die Partei zur Landtagswahl im Mai führen. »Wir haben hier 2004 angefangen, hier sind die Wurzeln der Partei.« 1000 Unterschriften benötigen sie, um landesweit auf den Stimmzetteln zu stehen. Bislang läuft es gut: Anfang Februar hatte man bereits rund 600 Unterstützer.

Die Veranstaltung im Q-Hof ist ein Heimspiel für Sonneborn und Benecke. Das Publikum ist jung, trinkt und raucht ausgiebig – und ist stramm auf Parteilinie. Um Inhalte geht es nur marginal. »Moderne Turbopolitik bedeutet, dass man populistische Allgemeinplätze kurzfristig besetzt. Je themenloser, desto flexibler. Wir sind die einzige Partei, die diesen schmierigen Populismus offen zugibt«, hatte Sonneborn schon im Renaissance-Hotel erklärt.

Den schmierigen Populismus füllen sie im Q-Hof mit Leben. »Das kommt darauf an, ob uns das hier Sympathien bringen würde«, antwortet Sonneborn auf die Frage nach klaren Positionen in inhaltlichen Fragen, und selbst unabsichtliches Rülpsen aus dem Publikum wird mit einem freundlichen »Vielen Dank für diese Frage« kommentiert.

Pro-Köln nach Afghanistan

Das Programm besteht vor allem aus Parolen, aus Versatzstücken, die sie geschickt immer wieder neu anordnen. Auch legendäre Titanic-Anekdoten werden gerne zum Besten gegeben: So erzählt Sonneborn beim Thema Steuerflucht noch einmal die Geschichte, wie sie den CDU-Politiker Eckart von Klaeden in die Schweiz lockten und ihn mit einem Koffer samt Aufschrift »Schwarzgeld« empfingen. Auch Benecke ist ein guter Redner – erzählt Sonneborn noch einen Schwank aus der Titanic, steuert Benecke eine Geschichte aus seiner Beratertätigkeit im Privatfernsehen bei.

Ein paar konkrete Idee gibt es auch. So soll als Testphase für den Wiederaufbau der Mauer zwischen Ost- und Westdeutschland – zentrale Forderung im Parteiprogramm – eine Mauer um Düsseldorf errichtet werden. Material dafür könne man auch in Köln erschließen. Gemeinsam wird eine Abrissliste erstellt, auf der schließlich neben Gürzenich und Lanxess-Arena auch Uni-Center und Rheinenergie-Stadion stehen. Die dann brachliegenden Flächen könnten – wie das Gelände des Stadtarchivs – für Public Viewing genutzt werden. Der gefeierteste Vorschlag des Abends ist aber der, statt der Bundeswehr ab sofort Pro-Köln-Mitglieder nach Afghanistan zu schicken.

Bei aller Albernheit wird immer wieder deutlich, wie pointiert das alles ist. Und wie gut es nach Köln passt, in die Stadt der Bietmanns und Jupp Müllers. Viele der Absurditäten sind recht nah dran an der kölschen Politikmentalität. »Köln ist die Stadt, in der die Partei sich quasi aus sich selbst herausbildet«, erklärt Sonneborn. »Der Sumpf ist bereitet, und wir sind die Blüte«, fügt der Biologe Benecke hinzu.

Die Partei als rasendes Speedboat

Als die beiden nach rund eineinhalb Stunden den offiziellen Teil der Veranstaltung beenden, sind sie der Teilnahme an der Landtagswahl wieder ein Stück nähergerückt. Hundert Unterschriften, um genau zu sein. »Wir wollen an die Macht. Wie, ist uns egal«, bekräftigt Sonneborn noch einmal. Auch in Sachen Koalitionsbildung sei man daher offen: »Aber wenn die anderen Parteien in unser rasendes Speedboat springen wollen, dann müssen sie natürlich auch etwas anbieten. Andernfalls regieren wir alleine«, warnt Benecke.

Bei der letzten NRW-Landtagswahl gab es 0,016 Prozent. Allerdings konnte Die Partei 2005 aufgrund des NRW-Wahlrechts nur in den Kreisen gewählt werden, in denen Direktkandidaten aufgestellt waren. Wegen des geänderten Wahlrechts wären sie dieses Mal landesweit wählbar. Dann sollte es auch mit mehr Stimmen klappen. Oder um es mit den Worten des großen Vorsitzenden zu sagen: »Ein bisschen mehr geht immer, auch hier in Dings.«